Olympus OM-D E-M10 Test

Olympus OM-D E-M10 Test Gehäuse BodyViel, sehr viel habe ich über die OM-D E-M10 von Olympus in den letzten Monaten gelesen, dass meiste davon war sehr positiv. Meine Vorurteile gegen die kleine Systemkamera sind nicht ganz unbekannt. Kleiner Micro-Four-Third Bildsensor und damit nur mittelmäßige ISO-Leistung, elektronischer Sucher, fast wieder zu kleines Gehäuse und vom Preis her bekommt man auch schon eine gute kleine DSLR-Kamera. So könnte man vermuten, dass die Olympus EM10 eben kein Wunder ist und nichts revolutioniert. Das stimmt auch insofern, als das man nur die Daten betrachtet. Wenn man die Kamera in der Hand hält, die ersten Blicke durch den sehr großen Sucher fallen und man das erste Mal den Auslöser drückt ist man auf einmal in einer Welt „gefangen“, die nicht mehr mit den bloßen Daten zu erklären sind.

Aber zunächst möchte ich mich doch ein wenig mit den technischen Daten auseinandersetzen:

  • 16 Megapixel NMOS Micro-Four-Third Bildsensor
  • Display mit 1 Mio. Subpixel
  • guter Sucher mit 1,4 Mio. Subpixel
  • ISO 100 bis 25.600
  • guter dreiachsige Bildstabilisator im Body
  • sehr schnell
  • unglaublich viele Einstellungen

Inhalt

Wo lässt sich die Olympus E-M10 einordnen?

Eine spiegellose Systemkamera, die am liebsten Micro-Four-Third-Objektive frist. Der gute elektronische Sucher ist markant im Gehäuse eingebaut und lässt die Kamera EVIL (electronic viewfinder interchangeable lens) werden.

Interessant ist die Einordnung im Olympus-Sortiment. Es gibt auch noch die OM-D E-M5 und die E-M1, wobei Olympus hier im Vergleich zu anderen Herstellern etwas suspekt die Zahlen verteilt. Ingesamt haben aber alle drei Kameras viele Ähnlichkeiten und die E-M10 bildet wohl die Kamera mit dem besten Preis-/Leistungsverhältnis. Die E-M10 hat den TruePic II Bildprozessor der E-M1 und einen eingebauten Blitz, den man bei den anderen Modellen vermisst. Dafür wurde der Bildstabilisator der M10 auf drei Achsen reduziert, die M1 und M5 stabilisieren auf 5(!) Achsen. Außerdem hat die E-M10 nur einen Kostrast-Autofokus, die E-M1 hat einen Dual Fast AF mit Phasen- und Kotrast-AF. Es gibt aber auch noch viele weitere Unterschiede, aber das würde hier wohl zu weit gehen.

Haptik der Olympus OM-D E-M10

Herrlich. Viele andere Hersteller habe ich schon oft wegen zu schwergängigen oder zu leichtgängigen Wahlrädern oder wegen nicht fühlbaren Knöpfen kritisiert. Hier macht Olympus mit der E-M10 nicht viel, sondern meiner Meinung nach fast alles richtig, das ist selten bei meinen Tests. Angefangen beim Ein-/Ausschalter der mechanische Positionen hat, bis hin zu den deutlich fühlbaren aber kleinen Knöpfen auf der Rückseite. Das Moduswahlrad geht schön schwer zu drehen, die beiden Wahlräder auf der Oberseite super leicht. Klasse interessantes Bedienkonzept, mit dem ich sofort klar komme, besser als bei vielen Konkurrenzmodellen. Der Auslöser befindet sich gut erreichbar in einem Drehrad und er hat deutlich spürbare Druckpunkte, leider finde ich den zweiten Druckpunkt zum Auslösen ein kleines bisschen zu schwergängig.

Das Klappdisplay mit Touchfunktion lässt sich um 45° nacht unter und um 90° nach oben klappen, wobei es sich sehr robust und hochwertig anfühlt. Der Knopf für den Ausklappblitz ist etwas tricky zwischen Display und Sucher zu erreichen. Der Sucher ist wohl das Goldstück der E-M10 und das sieht man auch. Er wird durch eine plane Glasscheibe geschützt, sodass er sehr gut zu reinigen ist, vorbildlich. Die deutliche Wullst der Daumenablage und die kleine Wölbung auf der rechten Vorderseite machen die kleine OM-D sehr handlich und wirken durchdacht. Die beiden Ösen für den Trageriemen finde ich für eine solche Kamera zu groß, wirken aber retro. Besonders die rechte Öse muss man immer mit der Hand umgreifen, was mich ein wenig stört.

Ansonsten wirkt das Magnesiumgehäuse sehr hochwertig und durchdacht. Ein ausgewogener Retro-Look der trotzdem funktional ist. Außerdem ist die E-M10 einer der wenigen Kameras, bei denen ich auch noch mit kleiner angesetzter Stativplatte Zugriff zum Akku und der Speicherkarte habe. Insgesamt ist die kleine OM-D mit ihren 400 Gramm einer der besten Bodys, den ich in dieser Klasse bislang gesehen habe.

Dieses Video habe ich mit dem iPhone 6 bei 240 Bildern in der Sekunde erstellt und die Olympus dabei auslösen lassen. Das ganze sieht in Zeitlupe dann so aus:

Einstellungen

Hierzu muss ich eigentlich einen separaten Blogartikel schreiben, denn die OM-D lässt sich eigentlich so konfigurieren, dass keine Wünsche offen bleiben sollten. Das kann natürlich auch schnell zum Nachteil werden, wenn man als „Neuling“ mal eine Option im Menü sucht. Nur das Einstellungsmenü der E-M10 hat 11 Untermenüs mit insgesamt ca. 82 (Zweiundachtzig) Optionen. Alter Schwede, da ist selbst der größte Nerd mit überfordert.

Die Vor- und Nachteile eines solchen Menüs liegen wohl auf der Hand. Man muss zugleich aber auch erwähnen, dass hier ein Menschen, der sich grundsätzlich nicht besonders gut mit Technik und in der Fotografie auskennt, unglaublich viele Steine in den Weg gelegt werden. Gleichwohl macht die Olympus auch gute Bilder, wenn man nicht jedes Menü kennt oder konfiguriert hat. Für die meisten „Nerds“ ist die OM-D aber eine Wunschkamera 😉

Der Sucher der Olympus OM-D E-M10

Ich weiß, ich bin noch immer nicht bei der Bildqualität angelangt, aber der Sucher ist meiner Meinung nach das noch interessantere Feature. Normalerweise nutze ich die Canon 6D, die einen schön großen hellen Vollformatsucher hat. Ich mag elektronische Sucher eher selten. Ich mag auch viele kleinere optische Sucher von Einstiegs-DSLR-Kameras nicht. Mit anderen Worten, ich bin etwas anspruchsvoll, aber das mit einem Hintergrund. Nur wer das Bild vorher gut sehen kann, hat auch die Chance eine gezielte Bild- und Belichtungskomposition zu erreichen.

Wenn ich meine Kamera kenne, tut es auch ein optischer Sucher, der mir eben keine Belichtungsvorschau anzeigt. Aber der Sucher der OM-D EM–10 kann beides: Er ist groß, hell, deutlich, schnell und er zeigt mir die gewählte Belichtung live an. Er bietet also fast nur Vorteile. Außerdem bin ich von der Geschwindigkeit begeistert. Er ist einer der ersten elektronischen Sucher, bei denen ich nicht das Gefühl habe etwas zu verpassen. Außerdem lassen sich alle interessanten und auch nötigen Informationen einblenden. Gleichwohl ist er aber auch noch nicht das Ende der Fahnenstange. In Sachen Auflösung und Dynamik ist auch noch Luft nach oben, was zugleich auch einen Nachteil des elektronischen Suchers der OM-D darstellt.

Ein Blick durch den Sucher, aus der Sicht meines iPhones:

Olympus OM-D E-M10 Test Sucher Viewfinder

Die Bildqualität der Olympus OM-D E-M10

Die OM-D im Test speichert die etwa 15MB großen 16 Megapixel RAW Dateien – auf Wunsch auch Jpegs – auf einer SD-Karte, die sich im Akkufach verstauen lässt. Dazu soll der „kleine“ Micro-Four-Third Bildsensor der E-M10 etwa 12 Blendenstufen bei ISO 200 im Dynamikumfang einfangen können. Das ist schon ganz ordentlich.

Leider habe ich die E-M10 nur mit dem Kitobjektiv Olympus 14–42mm 3.5–5.6 EZ getestet, was zwar nicht die beste Abbildungsleistung und Offenblende bietet, aber schon ganz ordentlich ist. Außerdem ist es durch den elektronischen Zoom sehr kompakt gebaut und man muss durch den optionalen automatischen Objektivdeckel LC–37C nicht selbst den Objektivdeckel entfernen oder aufsetzen. Insgesamt ein sehr praktisches Paket für unterwegs.

Nun aber erstmal einige Bilder die so als Jpeg aus der Kamera gefallen sind:

Selbst in Sachen Details und Makro liefert das kleine Zoom an der OM-D schon gutes Material:

Das RAW der Olympus OM-D E-M10

Steigen wir nun auf zu den wirklich relevanten Daten der Olympus auf, der RAW-Leistung. Durch den schon erwähnten relativ hohen Dynamikumfang von 12 Blenden lassen sich natürlich die tiefen Bildbereiche sehr gut aufhellen. Auch das Bildrauschen der aufgehellten Bildbereiche hält sich dabei in Grenzen und ist gerade bei voller Auflösung noch immer akzeptabel. Irgendwann werden die aufgehellten Bereiche aber flau und verrauschen kontrastarm bläulich bis farblos. Aber wie gesagt, für eine Micro-Four-Third Kamera durchaus okay.

Die folgenden Bilder sind zunächst unveränderte Jpegs, dann bearbeitete RAW’s und evtl. noch ein Ausschnitt des RAW’s:

Hierbei kann man gut erkennen, dass das Vollbild durchaus gut zu gebrauchen ist, auch wenn es stark aufgehellt wurde. Ein Crop sollte aber vermieden werden, hier ist das Ergebnis zu deutlich verrauscht.

Damit du dir selbst ein Bild von den RAW-Dateien der EM10 machen kannst, habe ich dir hier ein kleines Paket mit 5 Bildern geschnürt: Download Olympus OM-D E-M10 RAW-Testbilder.zip

Das High-ISO-Rauschen der Olympus OM-D E-M10

Auch hier leistet die Olympus OM-D E-M10 im Test durchaus akzeptable brauchbare Werte. Die folgenden Bilder wurden etwas aufgehellt und beschnitten, sodass man den Unterschied im Bildrauschen bei den höheren ISO’s besser erkennen kann. In der Praxis sieht man im originalen Bild – wenn es nicht beschnitten und aufgehellt ist – das Bildrauschen natürlich nicht so stark.

Im Folgenden gibt es nun das Ausgangsbild und dann die Crops in der genannten Reihenfolge: 100, 200, 400, 800, 1.600, 3.200, 6.400, 12.800, 25.600

Olympus OM-D E-M10 Test ISO

Ab ISO 800 kann man in den Tiefen ein leichtes Rauschen erkennen, was erst ab ISO 3.200 etwas störender wirkt. Ab ISO 6.400 ist das Bildrauschen auch im Vollbild deutlich zu erkennen und sollte nur bedingt verwendet werden. ISO 12.800 lässt schon sehr viele Details verschwinden und ist nur noch in Webauflösung für simple Aufnahmen bedingt zu verwenden, grundsätzlich aber schon out of range. ISO 25.600 ist – wer hätte es gedacht – Marketing und sollte nie verwendet werden 😉 Wenn möglich also nur selten über ISO 1.600 gehen und die E-M10 bis ISO 800 befeuern, dann erhält man immer gute Ergebnisse.

Der Autofokus der Olympus OM-D E-M10

Obwohl der Autofokus nur per Kontrast scharf stellt, bin ich von dem Fokus der E-M10 begeistert. Im Vergleich zu vielen anderen Kameras ist er verhältnismäßig schnell und stellt fast immer dort scharf, wo das Bild scharf sein soll. Durch den elektronischen Sucher lässt sich auch beim Blick durch den Sucher perfekt das richtig AF-Messfeld auswählen.

Aber, und hier gibt es auch größere Kritik, funktioniert der Autofokus bei schlechten Lichtverhältnissen und bei suboptimalen Motiven sehr unzuverlässig. Hier macht sich der fehlende Phasen-AF deutlich bemerkbar. Bei manchen Motiven will die OM-D einfach nichts finden, worüber sie scharf stellen kann. Das ist etwas schade.

Im Zusammenhang mit dem Rauschverhalten sollte die Olympus also nur bedingt bei schlechtem Licht verwendet werden. Natürlich kann man mit einem lichtstarken Objektiv hier noch etwas optimieren.

Sonstiges zur Bildqualität

Ansonsten befindet sich die OM-D eher im Mittelfeld ihrer Klasse. Der automatische Weißabgleich passt meistens, neigt aber auch in zu warmen Szenen dazu schneller bläulich zu werden. Die Belichtungsmessung ist ausgewogen und passt oft gut.

Besonderheiten der Olympus OM-D E-M10

Die Olympus hat eine eingebaute WLAN-Funktion, was sie aber nicht besonders macht. Die App dazu schon. Im Vergleich zu anderen Herstellern kann die App fast alles was man benötigt. Insbesondere Canon verärgert mich hier so sehr, dass ich meine Kameras nie mit der Canon App benutze. Auch hier zeigt sich Olympus innovativ und macht vieles richtig.

Eine weitere grandiose Funktion ist die Live-Bulb und Live Time. Hiermit lassen sich länger belichtete Bilder während ihrer Belichtungsphase auf dem Display beobachten. Man kann das Bild so lange belichten, bis die Aufnahme die gewünschte Helligkeit hat und evtl. genug streifende Lichter auf der Aufnahme zu sehen sind. Außerdem gibt es noch die Live-Composite-Option, in welcher hauptsächlich Lichter aufgenommen werden, ohne diese dabei überstrahlen oder ausbrennen zu lassen. Es werden also immer nur Daten dem Bild zugefügt, die sich im Bildausschnitt verändern. (Danke Max für die Hinweise 😉 ) Wenn man häufiger mit dem Stativ unterwegs ist, möchte man eine solche Funktion nicht mehr missen. Hierzu habe ich ein kleines Video eingebunden:

Klar, das Auslösegeräusch ist grundsätzlich keine Besonderheit, aber irgendwie finde ich den Sound der E-M10 passend und wohlklingend. Ich denke, dass auch hier einige Olympus-Ingenieure etwas Zeit investiert haben. Das Verschlussgeräusch passt sehr gute zum Gesamteindruck der OM-D.

Video kann die EM10 natürlich auch, dazu habe ich mal zwei Sequenzen bei Youtube hochgeladen:

Fazit

Ich hoffe das meine bisherigen Ausführungen differenziert genug waren, um den Käuferkreis der Olympus OM-D E-M10 zu umreißen. Die E-M10 ist kein ISO-Wunder und Autofokus-Profi. Sobald aber genügend Licht vorhanden ist mutiert die OM-D zu einer genialen Kamera, die sich stark konfigurieren lässt und kaum Wünsche unerfüllt bleiben. Mit dem richtigen Objektiv kann man sogar professionelle Shootings ohne Weiteres durchführen. Ich denke, dass das Gesamtpaket der E-M10 sehr rund und der Preis von derzeit ca. 800 € mit Kitobjektiv angemessen sind.

Angesprochen dürfen sich Fotografen fühlen, die viel außerhalb der Studios unterwegs sind und gerne leicht reisen.

Meiner Meinung nach ist die E-M10 auch eine gute Alternative zu Einsteiger DSLR-Kameras. Natürlich kann sie auch neben einer DSLR effektiv und mobil eingesetzt werden. Wenn man auf einen Sucher im Gehäuse verzichten kann, so ist auch die NX300 von Samsung eine gute Alternative. Natürlich muss als technischer, aber nicht schönerer Pendant auch die Sony Alpha 6000 genannt werden.

Was denkst du über die Olympus OM-D E-M10? Wirst du in absehbarer Zeit auch eine Systemkamera kaufen?

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5 Gedanken zu „Olympus OM-D E-M10 Test

  1. Pingback: Nikon 1 V3 Test | Fotoblog web-done.de

  2. Ich möchte hier zwei Ergänzugen bzw, Berichtigungen abgeben.
    Zum Thema Warme Farben des Weißabgleichs: Hier gibt es im Menü eine Funktion Warme Farben schützen die man am besten ausschalten sollte, dann passt der Weißabgleich noch besser.

    Live-Composite: Was sie erklärt haben ist die Funktion Live-Time bzw- Live-Bulb. Hier sieht man in konfigurierbaren Abständen wie die Kamera belichtet und kann im richtigen Moment stoppen.
    Live Composite geht hier noch weiter. So wird ein Bild mit eingestellten parametern erstellt. Im weitern zuge der belichtung werden nur noch heller Bildinformationen zur Belichtung hinzugefügt. So kann man eine Langzeitbelichtung von Z.B Autolichtern erstellen ohne das Straßenlampen das Bild überbelichten. Ein weiteres beispiel wird im Video mit dem Feuerwerk gezeigt. nur heller Bildinformationen kommen dazu.

  3. Pingback: Verschluss in Zeitlupe der Olympus E-M10 | Fotoblog web-done.de

  4. Hallo,
    ich habe eine Bitte.
    Kannst du mir erklären wie ich Bilder bei der OmD e-m10 als RAW speichere?
    Ich bekomme immer nur die JPEGs raus und ich komme einfach nicht drauf.
    Einstellungen ->Bildformat und dann 4:3?
    Was mache ich falsch?
    Danke für deine Hilfe!!

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