Anstatt Fotos von genervten Familienmitgliedern zu machen, üben Einsteiger in der Fotografie häufig mit Motiven, die sich nicht so schnell nerven lassen und nicht weglaufen können. Meistens gelingen Fotos von Objekten die sich in der Wohnung befinden einigermaßen, sind aber in der Regel vollkommen uninteressant. Ein Paradies für Einsteiger, aber auch fortgeschrittenen Fotografen ist die Naturfotografie. Abgesehen von den Milliarden Motiven in der Natur, gibt es auch unglaublich viel interessantes zu entdecken. Landschaften, Pflanzen, Tiere und nicht zuletzt auch Insekten hat wohl jeder schon fotografiert. Der Einsteiger weiß was es zu fotografieren gibt, ihm fällt es aber schwer dies in der Kamera ansehnlich festzuhalten. Der Amateur kennt seine Kamera und die Grundregeln der Fotografie, strebt aber nach besseren Chancen, Motiven und Augenblicken. Der ambitionierte Fotograf und auch der Profi weiß, dass er alle Grundlagen beherrscht und strebt nicht nach dem guten oder schönen Bild, sondern nach Perfektion und Einmaligkeit. All diese Themen behandelt das Buch Naturfotografie – Der große Fotokurs von Ingo Seehafer, dass es für etwa 40 € im Buchhandel erhältlich ist.
Eigentlich ist das Buch mit den 327 Farbseiten nur bedingt für den erfahrenen Naturfotografen geeignet, denn dafür gibt es zu viele Grundlagen in dem Buch. Alle anderen dürfen aber von diesen Grundlagen und den zahlreichen Bildern profitieren. Es gibt kaum eine Seite, auf der nicht auch ein Bild zu sehen ist, von dem man lernen kann. Der Druck und die Qualität des Hardcover Buches stehen in einem angemessenem Verhältnis und wirken hochwertig. Dazu gibt es noch ein sinnvolles oranges Lesezeichen. Das Layout des Buches ist extrem übersichtlich und aufwendig gestaltet. Es macht Spaß zu lesen und zeitgleich die Bildbeispiele zu betrachten. Der Lerneffekt ist dadurch hoch. Schade hingegen finde ich, dass der Vierfarben-Verlag noch immer keine preiswerteren Kindle-eBooks verkaufen will. Das ist leider nicht ganz zeitgemäß, machen aber andere deutsche Verlage auch.
Inhaltlich ist das Buch didaktisch klug aufgebaut. Es beginnt mit einem Einführungskapitel in die Naturfotografie, worauf das Einmaleins der Technik folgt. An dieser stelle werde ich es mir nicht nehmen lassen, auf mein eigenes Buch hinzuweisen, dass ebenso das Einmaleins der Fotografie beinhaltet, jedoch ohne Bezug zur Naturfotografie. Danach wird in dem Buch die Gestaltung von Bildern und diverse Orte thematisiert, wie z.B. der Garten, die Wiese, am Wasser, der Wald, der Zoo oder auch die Stadt. An allen Orten findet man Tiere, Landschaften und Pflanzen die ortsbezogen behandelt werden. Dabei werden alle Bandbreiten abgedeckt, vom Makro bis hin zur weitwinkeligen Landschaft. Natürlich spielen Tiere eine ganz besondere Rolle in diesem Buch und das macht der Autor auch schon früh deutlich. Ingo Seehafer geht bereits im ersten Kapitel darauf ein, dass es um Wissen, Respekt, Interesse und Timing in der Naturfotografie geht. Abschließend wird noch auf die Reisefotografie, der Bildbearbeitung und der Kameraausrüstung Bezug genommen. Zwischen Tarnzelt und dem heimischen Garten werden fast alle Themen behandelt, wenn auch nicht immer wissenschaftlich vertieft. Auf jeden Fall kann man diesem Buch sehr viele Ideen, Kenntnisse und Motivation abgewinnen und genau darum geht es hier. Wer als Profi ein wissenschaftliches Komplettwerk erwartet, wird hier etwas enttäuscht werden. Für Einsteiger und fortgeschrittene Amateure die sich noch nicht als „Nerd“ bezeichnen, ist es eine klare Empfehlung von mir.
Gerne möchte ich noch ein paar persönliche Worte zur Naturfotografie loswerden, da ich dieser Faszination ebenso gnadenlos unterworfen bin. Es gibt nichts schöneres als an einem warmen Sommertag kleine Füchse oder auch Hasen vermeintlich ungestört zu beobachten und zu fotografieren. Auch für diverse Blogartikel stehe ich gerne mal im Wald und auf der Wiese. Als ich z.B. für einen Artikel über Teleobjektive einige Bilder erstellen wollte und ich ein paar Minuten fast lautlos mit der Kamera beschäftigt war, kam nur wenige Meter neben mir ein noch junges Reh aus einem Maisfeld, ohne mich wahrzunehmen. Beobachten konnte ich es, für ein Foto hat es leider nicht gereicht. Trotzdem ein unglaublich spannender Augenblick. Für den Artikel über das Canon 24-70mm Objektiv war ich in einem Naturschutzgebiet unterwegs, als plötzlich drei Rehe vor mir standen, wobei wir uns wirklich alle sehr erschrocken haben. Trotzdem konnte ich ein paar Bild von einem flüchtenden Reh machen. Auch kurz vor Sonnenuntergang gelingen manchmal in kurzer Zeit richtig gute Bilder, wie ich HIER mal geschrieben und gezeigt habe. Ich kann mich auch noch daran erinnern, als ich vor Jahren in der Feldmark joggen war und bei -5°C, Schnee und Gegenwind ein Reh sah, dass mich weder hörte, noch sah oder roch, sodass ich mich dem Tier bis auf wenige Meter nähern konnte. Aber leider war das zu Zeiten, wo das Handy noch keine gute Kamera hatte. Alles Erlebnisse die nicht sehr oft passieren, deshalb aber umso intensiver sind. Ich kann es auf jeden Fall sehr gut verstehen, warum sich Amateure in ihrer Freizeit stundenlang in Tarnzelte verkriechen, oder morgens um 5 Uhr Insekten mit Tau auf dem Feld fotografieren 😉
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Da bekommt man richtig Lust mal wieder in den Zoo zu gehen. Beste Grüße