Vor einigen Tagen habe ich bereits ausführlich über die Canon Tonwert Priorität berichtet. Dieses Mal soll es um drei weitere Menüeinträge aktueller Canon EOS-Modelle gehen:
- Automatische Belichtungsoptimierung (Auto Lighting Optimizer)
- Rauschreduzierung bei Langzeitbelichtung (Rauschred. bei Langzeitbel.)
- High ISO Rauschreduzierung
Auch bei diesen Optionen ist nicht immer klar, was genau die Canon DSLR mit den Bildern macht. Wirken sich die veränderten Einstellungen nur auf das Jpeg aus oder werden auch RAW-Dateien anders gespeichert? Und vor allem, welche Einstellung ist sinnvoll und welche Menüoptionen sollte man eher meiden? Diese Fragen versuche ich im Folgenden zu klären.
Inhalt
Automatische Belichtungsoptimierung (Auto Lighting Optimizer)
Diese Funktion ist nur bei deaktivierter Tonwertpriorität (D+) möglich und kann in drei Stufen eingestellt werden: gering, standard und hoch. Außerdem kann sie optional im manuellen und Bulb-Modus explizit deaktiviert werden. Diese Einstellung wirkt sich nur auf Jpeg-Dateien und nicht auf RAWs aus. Wer also häufig im RAW-Modus aufnimmt, sollte diese Option alleine aus dem Grunde deaktivieren, da sonst die Vorschau auf der Kamera vom neutralerem RAW-Bild zu sehr abweichen kann.
Wenn man Jpegs speichert so verändert die automatische Belichtungsoptimierung die Helligkeit und die Kontraste des Bildes. Ist das Bild oder Bereiche des Bildes zu dunkel, so werden diese aufgehellt. Es greift somit direkt in die Entwicklung der Jpeg-Aufnahme ein und lässt Bilder meist etwas heller wirken. Da die dunkleren Bereiche etwas aufgehellt werden können, kann es in diesen Bildregionen auch zu einem höheren Bildrauschen führen.
Da ich eigentlich nie Jpegs aufnehme und die Displayvorschau möglichst nah am RAW sein sollen, habe ich diese Einstellung immer deaktiviert.
Rauschreduzierung bei Langzeitbelichtung
Eine Option die sich einfach anhört, aber im Hintergrund sehr viel mehr mit den Bilder anstellen kann. Unter „Langzeitbelichtungen“ versteht Canon grundsätzlich Belichtungen die mit einer Sekunde oder länger aufgenommen wurden sind. Bei kürzeren Belichtungszeiten ist diese Funktion irrelevant. Weiterhin wird diese Option auf Jpegs und RAWs angewendet. Diese Rauschreduzierung kann in zwei Stufen aktiviert werden, AUTO und ON.
In der Einstellung AUTO werden nur die Bilder rauschreduziert, die ohne stärker rauschen würden. Der Menüeintrag ON wendet die Rauschreduktion immer ab einer Sekunde an. Nach Angaben von Canon wird dadurch die Bildqualität zumindest bis ISO 800 nicht schlechter. Danach, also ab ISO 1600, kann das Bild „körniger“ aussehen, als wenn man die Rauschreduzierung OFF oder auf AUTO gestellt hätte.
Nutzt die Kamera die Rauschreduzierung, so dauert die „Bearbeitung“ des Bildes genau so lange, wie die vorherige Belichtung, also Belichtungszeit mal zwei. Hat man 4 Minuten lang belichtet, so kann man mit Rauschreduzierung erst nach 8 Minuten das Bild sehen. Die letzten 4 Minuten wird die Kamera mit der Einblendung „BUSY“ vollständig gesperrt. In dieser Zeit belichtet die Kamera nochmal, aber bei geschlossenem Verschluss. So weiß die Kamera welche Bildstörungen bei gleicher Verschlusszeit vom Bildsensor kommen und verrechnet dieses Dunkelbild mit der eigentlichen Aufnahme.
Ich bin der Meinung, das Canon am besten weiß, wann diese Option sinnvoll genutzt werden kann. Und wenn ich schon zwei Minuten belichte, habe ich auch noch weitere zwei Minuten Zeit. Da hier auch RAWs direkt positiv beeinflusst werden können, habe ich diese Einstellung meist auf AUTO stehen, es sei denn, ich nehme eine Zeitraffer auf oder es liegen andere besondere Umstände vor.
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High ISO Rauschreduzierung
Die High ISO Rauschreduzierung vermindert nicht nur – wie der Name es vermuten lässt – bei hohen ISOs das Bildrauschen, sondern auch bei niedrigeren ISOs in dunkleren Bildbereichen. Auch hier gibt es wieder die Optionen gering, standard und stark, welche die Stärke der Rauschreduzierung beeinflussen. RAW-Dateien sind hiervon nicht betroffen. Bei Jpeg Dateien wird ein guter Rauschfilter angewendet, der Farbrauschen nahezu vollständig reduziert und dem Luminanzrauschen durch Weichzeichnung entgegenwirkt. Ganz ähnlich kann man RAWs auch in DPP oder Lightroom bearbeiten.
Seit wenigen Jahren gibt es auch die Option Multi-Shot-Rauschreduz., die auch nur bei Jpegs funktioniert. Hier werden vier Bilder in kurzer Folge aufgenommen und kameraintern zu einer Bilddatei verrechnet, was das Bildrauschen nochmal drastisch reduziert. Wenn man kein Stativ zur Verfügung hat und mit ISO 12.800 oder höher belichten muss, kann ein Multi-Shot-Jpeg eine gute Wahl sein, denn es liefert verhältnismäßig gute Bilder. Das man dabei die Kamera möglichst still halten sollte und das bei einigen Motiven Bildfehler auftreten können, sollte noch erwähnt werden.
Wie schon angemerkt, fotografiere ich fast nie Jpegs, weshalb ich die High ISO Rauschreduzierung deaktiviert habe.
Persönliche Präferenzen
Natürlich ist es eine ganz individuelle Frage, ob man diese Optionen deaktiviert oder nicht. Insbesondere dann, wenn man viele Bilder als Jpeg fotografiert und mit der Bildnachbearbeitung nicht zu viel Zeit verschwenden will, kann die eine oder andere Option hilfreich sein.
Mich würde interessieren, wie du mit diesen Optionen umgehst und ob du eine anderen Philosophie verfolgst?
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Hallo Alex,
ich habe nach deinem letzten Beitrag nachgeschaut was denn eigentlich die Rauschreduzierung bei Langzeitbelichtungen machen.
Anschließend habe ich einen Test gemacht, der mir gezeigt hat, das tatsächlich minimal das Rauschen reduziert wird.
Da ich sehr oft Langzeitbelichtungen mache, weiß ich aber nicht, ob ich dann statt 4 Minuten wirklich 8 Minuten warten will. Immerhin ziehen Wolken schnell 😉
Gruß Timon
Hallo Timon,
dass stimmt in der Tat. Ich würde diese Option nur verwenden, wenn ich die Zeit habe und das geringere Rauschen auch wirklich wichtig ist. Ich belichte selten mehr als 2 Minuten, daher ist es für mich noch erträglich. Wenn man zig Minuten oder Stunden belichtet, sieht das schon anders aus.
Aber, wenn du deine Kamera genau kennst und nicht auf die Displayvorschau angewiesen bist, kannst du auch dein Bild 4 Minuten lang belichten und in den nächsten 4 Minuten einen neuen Standort aussuchen oder die Kamera wieder verstauen. Der Verschluss ist ja zu.
Eine Musterlösung wird es nicht geben, aber je nach Anwendung, kann man diese Option auch sinnvoll nutzen 😉
Gruß
Alex
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Hallo zusammen,
ich habe die Option zwar noch nicht ausgiebig getestet (nur auf dem Kameradisplay mit Lupe), jedoch ergibt sich für mich aufgrund der geschilderten Systematik das Bild, dass es sich hier nicht um eine Rauschreduktion im eigentlichen Sinne handelt, sondern um ein Herausrechnen der Hot (ggf. auch Dark) Pixel.
Denn das Rauschen ist nun einmal zufällig, sodass das Grundrauschen im zweiten Bild nicht mit dem des ersten Bildes identisch ist. Insofern kann, zumindest durch eine einfache Bildoperation, nicht das Rauschen an sich entfernt werden.
Da das zweite Bild ein „Dark Frame“ ist, sind hier neben dem Rauschen auch Hot Pixel (Pixel, die auch ohne Lichtinformation einen Helligkeitswert ausgeben; diese sind quasi „defekt“ und immer an der gleichen Position im Bild) zu sehen, die beispielsweise bei Astrofotografie sehr stören. Viele RAW Bildbearbeitungen bieten die Möglichkeit, ein Dark Frame mit einzubeziehen, um die Hot Pixel heraus zu rechnen.
Dies scheint nun nach meinem Empfinden die 7D2 mit dieser Option automatisch zu tun, was den Aufwand zum Herausrechnen der Hot Pixel deutlich verringert – denn hier wird unter gleichen Bedingungen (Sensortemperatur, ISO, Belichtungsdauer,…) ein Dark Frame geschossen und automatisch „abgezogen“.
Der Nachteil, sofern die Berechnung wirklich als simple Subtraktion des zweiten vom ersten Frame erfolgen sollte: das normale Rauschen würde eher größer, die Hotpixel wären eliminiert. Zumindest auf dem Kameramonitor bestätigt sich dieser Eindruck: bei der Durchsicht mehrerer Fotos (RAW, ISO 16.000, 30s, geschlossener Objektivdeckel) gibt es neben dem sich von Bild zu Bild unterscheidenden Rauschen auch Pixel, die in jedem Bild fast gleich sind (Hot Pixel).
Letztere werden herausgerechnet, das dynamische Rauschen wird eher etwas stärker. Mein Eindruck ist jedoch, dass das Rauschen dadurch etwas homogener wird.
Gruß,
Horst
Hallo Horst,
Bildrauschen ist ein Sammelbegriff der durchaus auch andere Bildstörungen, wie z.B. Hotpixel beinhaltet. Und eine Rauschreduktion versucht eben genau diese Störungen zu minimieren. Auch Lightroom und DPP können schnell Hotpixel erkennen und ausmerzen, aber die kamerainterne Funktion kann dies besser und zuverlässiger. Außerdem weiß Canon wohl am besten, welche Bildstörungen temporär und welche dauerhaft sind, weshalb ja auch eine weitere Aufnahme als Referenz genommen wird. Es sollte auch beachtet werden, dass neuere Kameras schon eine relativ ausgereifte RAW-Bearbeitung ermöglichen, was Canon wohl auch hier zugunsten des Bildes nutzt.
Ein individuelles Rauschen kann so natürlich nicht entfernt werden, aber evtl. schon ooc etwas minimiert werden. Es heißt ja auch Rauschreduzierung und nicht Rauschvollständigentfernung 😉
Ein genauer Test könnte hier vielleicht in der Tat etwas Aufklärung bringen…mal sehen…vielleicht kommt dazu ja noch mehr 😉
Gruß
Alex
Hallo Alex, du hast Licht ins Dunkel bei mur gebracht. Versuche mich seit einiger Zeit mit Langzeit Belichtungen und gestern war ich nach dem betrachten der Bilder am computer entsetzt bildrauschen so weit das Auge reicht. Jetzt bin ich etwas klüger. Eine Frage habe dazu noch, ich hab bei meiner eos 5d II das okular nicht abgedeckt gehabt. Trage sie nicht am Riemen sondern in der handschlaufe folglich hab ich die standartmäßige Abdeckung nicht dabei. Hab schon geschaut es gibt keine sie man dafür nachträglich kaufen kann. Wie würdest du dieses Problem lösen? Wenn es deine zeit erlaubt freue ich mich auf ein Feedback hier meine email Adresse kath@gmx.li. Wünsche dir ein schönes Wochenende LG karin
Bei der 5DII sollten die Bilder bis ISO 6.400 noch ganz gut werden 🙂
Den Sucher musst du nur abdecken, wenn sich hinter der Kamera auch Licht befindet. Wenn sich dort Licht befindet, welches in den Sicher einfallen und stören kann, dann kannst du auch einfach versuchen den Sucher vor diesem Licht zu schützen. Dafür benötigst du nicht unbedingt die komplizierte Sucherabdeckung.
Ein Stück dickes richtig gefaltetes Papier oder Pappe oder ein breites Gummiband reicht vermutlich schon in den meisten Fällen. Es geht hier nur darum das meiste Licht, insbesondere direktes helles Licht nicht in den Sucher zu lassen. Man kann auch einfach mal die Hand davor halten, insofern man nicht viele Minuten belichtet und nicht die Kamera berührt 🙂
Gruß
Alex
.. danke Alex – hab mir aus schwarzen Karton gestern so eine Abdeckung gebastelt.
LG
Karin
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