Vor einiger Zeit habe ich schon einiges über die Unterschiede der Canon EOS 6D und der Canon EOS 70D geschrieben, was HIER nachzulesen ist. Dieses Mal möchte ich mich gerne mit dem Bildrauschen auseinandersetzen. Natürlich ist es ein unfairer Kampf: Vollformat gegen APS-C. Aber wie Groß ist der Unterschied in der Praxis? Irgendwie ist das High-ISO-Rauschen noch immer eines der wichtigsten technischen Qualitätsmerkmale einer guten Kamera. Außerdem hat es mich auch mal interessiert, da ich in der Studiofotografie noch oft zur EOS 70D greife. Ein sehr guter schwenkbarer Touchscreen ist hier ein großer Vorteil. Das GPS der EOS 6D benötige ich in diesen Fällen eher weniger.
Inhalt
Relevant ja, aber nicht wissenschaftlich
Vorab aber noch einige Worte zum Testaufbau. Ich möchte betonen, dass ich hier keinen wissenschaftlichen Vergleich anstelle, jedoch praxisrelevante Daten liefern werde. Es kommt mir nicht auf sichtbare Linien oder irgendwelche anderen messbaren Indikatoren an, sondern den subjektiven Unterschied und bis welche ISO ich welche Kamera für welche Bilder benutzen kann. Genau diese Daten soll dieser Vergleich liefern und einen Überblick über das Rauschverhalten schaffen.
Das Setup
Verwendet habe ich das Canon EF 24–105mm L Objektiv und nach Möglichkeit den gleichen umgerechneten Bildwinkel benutzt. Demnach war der Ausschnitt relativ gleich, aber nicht 100 prozentig. Auf dem Stativ habe ich die Schärfe per Bildschirmlupe manuell eingestellt. Per Histogramm habe ich in etwa die gleiche Belichtung gewählt und den Weißabgleich der RAW-Dateien in Lightroom manuell angeglichen, trotzdem sind hier Unterschiede(!) in der Farbtönung auch bei niedrigen ISO´s zu sehen, die es so nicht geben sollte. Ebenso habe ich einige Bearbeitungen vorgenommen, sodass das Rauschen besser sichtbar wird. Da wir uns natürlich für die Details interessieren, habe ich die Bilder auch stark beschnitten. Alle Einstellungen wurden synchronisiert, woraus man eine sehr ähnliche Ausgangssituation ableiten kann.
Außer Konkurrenz, aber damit man sehen kann, auf welchem Niveau DSLR-Kameras der Mittelklasse noch vor 6 Jahren waren, habe ich eine Canon EOS 500D mit dem Kitobjektiv 18–55mm mit IS dem Vergleich hinzugefügt. Das soll aber nur als Referenz, nicht als ernst gemeinter Vergleich dienen. Verdeutlicht aber das Level der gegenwärtigen Bildsensoren.
Alle Bilder werden in der Reihenfolge 6D, 70D, 500D wiedergegeben.
Ausgangsbild:
ISO 100
Die EOS 6D ist hier scharf und kann den Schatten gut abbilden, die Canon 70D folgt dicht, hat aber weniger Details, was an dem Objektiv oder auch dem Fokus liegen kann und deshalb nicht konkret bewertet werden sollte. Die EOS 500D ist schon bei ISO 100 weicher – was wohl an dem Objektiv liegt – und etwas magentafarbend.
ISO 200
Die Canon 6D bildet gleich ISO 100 ab, die EOS 70D rauscht gleich, bildet aber sogar etwas schärfer ab, bei der Canon 500D kann man schon eine leichte negative Veränderung erkennen. Spannend!
ISO 400
Bei der 6D setzt ein ganz leichtes Bildrauschen ein, ganz ähnlich bei der 70D, bei der 500D wird es deutlich krisseliger, aber es geht noch.
ISO 800
Bei vielen meiner alten Kameras war spätestens bei ISO 800 schicht. Die Canon EOS 6D zeigt sich davon fast unbeeindruckt, das Rauschen wird zwar etwas feiner, aber es gehen nicht wirklich Details verloren. Die 70D wird so langsam rauschiger, aber die Details sind noch gut bis sehr gut. Bei der 500D wird das Rauschen nun etwas grober und die Details verschwinden schon leicht.
ISO 1.600
Bei ISO 1600 wird das Rauschen der 6D noch immer feiner, Detailverluste kann ich aber nicht erkennen. Die Canon EOS 70D fängt nun an zu beißen, Detailverluste kann ich kaum erkennen, aber das Bildrauschen wird mehr. Die EOS 500D fängt langsam an matschiger zu werden und verliert Details.
ISO 3.200
Meine alte Canon 1000D konnte nichtmal ISO 3200 – zu Recht. Bei der 6D setzt nun auch ein leichtes Rauschen in den helleren Details ein, sodass hier die Ränder unschärfer werden. Bei der EOS 70D sieht man nun deutlicheres Rauschen, wodurch schon viele Details verloren gehen und feine Strukturen verschwinden. Die 500D fängt so langsam an zu matschen und feinere Details sind kaum noch sichtbar.
ISO 6.400
ISO 6400 ist für mich eine alte Grenze in der DSLR-Fotografie, die man nicht überschreiten sollte. Auch bei der Canon 6D wird nun das Rauschen deutlicher, aber es gehen nicht wirklich viele Details verloren. Bei der Canon 70D überschreiten wir so langsam die Grenze vom „benutzbarem“ zum „pixeligem“ Bild. Hier sollte die 70D nur noch mit viel Bedacht verwendet werden. Bei der Canon EOS 500D werden nun schwarze Flächen grau und Strukturen sind nur noch zu erahnen.
Interessant finde ich aber, dass ISO 6400 an der 70D gerade noch so aussieht wie ISO 3200 an der 500D, ca. 1 Blende Vorteil. Meiner Meinung nach nicht die Welt. Das hat sich also in 6 Jahren APS-C getan.
ISO 12.800
ISO 12800 war vor einigen Jahren nicht benutzbar. Die Canon EOS 6D rauscht nun grober und Details gehen deutlich verloren, sind aber noch erkennbar. Sie liefert gerade so noch benutzbare Bilder. Interessant, dass die Canon 70D nun fast mehr rauscht, als die Canon 500D mit ISO 6400. Bei der 70D gibt es hier den deutlichsten Sprung von „pixelig“ zur Zumutung und sollte so nicht mehr verwendet werden. Die 500D hat ja schon bei ISO 6400 „aufgegeben“, bei 12800 wird es aber mit den schwarzen Pixeln in weißen Flächen und den weißen Pixeln in schwarzen Flächen schmerzhaft. Hier steigt auch die Canon EOS 500D aus.
ISO 25.600
Ab ISO 25600 gehen nun auch endlich deutlich die Details bei der 6D verloren und das Rauschen wird grob. Auch hier werden dunkle Flächen grau und es sollte nach Möglichkeit nicht mehr verwendet werden. Die EOS 70D fängt nun an Matsch abzuliefern. Auch in Ausnahmen sollte nie ISO 25600 verwendet werden, da kaum noch Strukturen zu erkennen sind und selbst die Canon EOS 500D bildet bei ISO 12800 noch besser ab. Warum Hersteller eine solche ISO verbauen weiß wohl nur dessen Marketingabteilung 😉 Mehr kann die 70D auch nicht.
ISO 51.200
So langsam wird es einsam um die Canon EOS 6D. Aber selbst mit ISO 51200 bildet sie noch immer besser ab, als die 500D mit ISO 12800. Klar, 6 Jahre alter APS-C gegen einen neuen Vollformatsensor sollte man nicht vergleichen. Trotzdem sind nun auch die Bilder der Canon 6D nicht mehr wirklich zu benutzen. Auch hier sind schwarze Flächen nun nicht mehr schwarz und weiße eben nicht mehr weiß. Hier steigt dann auch die 6D aus, wobei sie noch mehr kann…
ISO 102.400
…aber eigentlich nicht will. ISO 102400 wird niemand verwenden wollen oder können. Nein! Ich will es nicht dokumentieren.
Canon EOS 6D vs. Canon EOS 70D
Zwischen der EOS 6D und der EOS 70D gibt es schon einen deutlichen Unterschied. Ich würde diesen auf etwa 1,5 Blenden schätzen. So wie die 70D bei ISO 6.400 rauscht, rauscht die 6D irgendwo zwischen ISO 12.800 und 25.600.
Der Unterschied von 1,5 Blenden zieht sich ab ISO 1.600 durch alle höheren ISO-Stufen und kann so grundsätzlich benannt werden. Bei niedrigeren ISO’s gibt es natürlich kaum bis gar keinen Unterschied und kann getrost ignoriert werden.
In der Praxis heißt das, dass wenn ich mit der Canon 6D eine 1/40 Sekunde noch halten kann, wäre die Canon 70D bei gleichem Bildrauschen hier bei ca. 1/15 Sekunde, was schon sehr viel ausmachen kann.
Trotzdem ist es in meinen Augen keine Revolution, denn die sonstigen Daten des Bildsensors der 70D sind mit der 6D durchaus vergleichbar. Wer also eine 70D mit guten Bildstabilisator im Objektiv mit einer 6D ohne Bildstabilisator vergleicht, wird schnell merken, dass 1,5 Blenden relativ sind. Gute Bildstabilisatoren gleichen etwa 2–3 Blenden aus.
Weitere Vergleiche
Zwischen der Canon EOS 70D und der Canon EOS 500D liegt etwa 1 Blendenstufe. Wenn man die Zeit der Veröffentlichung und den Preis der beiden Kameras berücksichtigt, ist das nicht viel und der Unterschied ist geringer als ich dachte. Das bestätigt mich noch immer die 500D am Boden von sandigen Stränden zu benutzen 😉 Die Canon 500D gibt es ab ungefähr 200 € gebraucht bei Amazon.
Hier nochmal die Bilder von der 70D bei ISO 6.400 und der 500D bei ISO 3.200, wobei man aufgrund der unterschiedlichen Objektive nicht die Bildschärfe beurteilen sollte.
Demnach liegen zwischen der Canon 6D und der 500D etwa 2,5 Blendenstufen. Wenn ich nun ein Bild der 6D bei ISO 12.800, mit einem Bilder der 500D mit ISO 3.200 vergleiche (2 Blenden), sollte die 6D noch immer weniger Rauschen und genau das macht sie auch.
Fazit
Es liegen also in Sachen Bildrauschen zwischen der Canon 6D und der Canon 70D etwa 1,5 Blenden und zwischen der 6D und der 500D etwa 2,5 Blenden. Daraus kann man diverse Folgerungen herleiten. Die Interessanteste aber finde ich, dass man nicht unbedingt von einer älteren APS-C Kamera aufgrund des Rauschverhaltens auf eine neue upgraden sollte. Will man wirklich weniger Bildrauschen, ist wohl der Vollformat-Bildsensor noch immer das Maß der Dinge.
Hat man also Zeit, so sollte man lieber auf eine (gebrauchte) Vollformatkamera sparen, als auf eine vermeintlich bessere APS-C Kamera umzusteigen. Diese Betrachtungsweise lässt sich aber nur aus der Perspektive des Bildrauschens betrachten. Wenn man die unterschiedlichen Features einer Canon EOS 70D und der Canon 500D vergleicht, tritt das Rauschverhalten schnell in den Hintergrund.
Welche Sensorgröße bzw. Kamera nutzt du? Würde ein Vollformatsensor für dich Sinn machen?
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Hab gerade den Sprung von der 500D zur 6D gemacht.
Die gut 40 % größeren Pixel überzeugen schon nach den ersten Aufnahmen, die 61 Pixel/mm weniger wird man wohl nur bei Marko-Aufnahmen bemerken.
Der Unterschied von 1,5 oder 2,5 Blenden können bei bewegten Objekten schon zwischen gut oder verwackelt/Unscharf entscheiden.
Ok, der Bildstabilisator bringt mehr Blenden aber nur in Bezug der Kamerabewegung.
Das ist wirklich mal ein Sprung 😉
Hallo Alex,
besten Dank für die Mühe und den tollen Vergleich! Da ich als junger Papa oft Fotos in relativ dunkler Umgebung ohne Blitz mache, überlege mir zusätzlich zum NEX Systems noch eine 6D mit FB zuzulegen. Neben Rauschen spielt auch das Freistellungsvermögen eine Rolle, das bei Kinderportraits in der Wohnung zusätzliche Vorteile bietet.Allerdings kostet die 6D mit guter FB mehr als meine NEX6 mit 4 Objektiven. Bin noch unsicher ob sich das lohnt…
LG
Markus
Hallo Markus,
das hast du schon sehr gut analysiert. Die 6D ist dafür sehr gut geeignet und noch relativ günstig. Ob es dir natürlich das Geld Wert ist, ist eine andere Frage. Als Argument dafür kann man vielleicht noch bemerken, dass die 6D auch in 3 oder 4 Jahren noch viel Geld wert sein dürfte und der Preisverfall nur gering ist.
Unterm Strich aber deine Entscheidung 😉
Gruß
Alex
Moin,
welches Objektiv hast Du an der 70D verwendet? Auch das 24-105mm? Wäre ja eigentlich etwas länger am Crop?
Gruß Pascal