Eines der beliebtesten Reisestative ist das Rollei Compact Traveler No. I, was eigentlich von Fotopro produziert wird und mit dem eigentlichen Hersteller bis auf den Namen nicht viel gemein hat. Trotzdem baut auch Fotopro Stative auf hohem Niveau zu angemessenen Preisen. Für weniger als 100,- € bekommt man ein akzeptables mobiles Reisestativ mit Arca-Swiss kompatiblen Kugelkopf – das ist schon sehr verlockend. Wo das Compact Traveler seine Stärken und Schwächen hat, möchte ich im Folgenden beschreiben. Insbesondere muss sich das kleine Rollei-Stativ der Konkurrenz aus dem Hause Sirui stellen, das auf den Namen T–005X hört, welches ich bereits HIER getestet habe.
Dadurch, dass ich mehrere Stative in dieser Klasse besitze, kann ich einigermaßen gut einschätzen was denn die Konkurrenz so bietet. Eines sei aber schonmal vorweg genommen: Das Rollei Reisestativ ist durchaus uneingeschränkt nutzbar und sein Geld wert. Wenn ich hier meckere, dann auf hohem Niveau.
Nun aber zu den blanken Fakten des kleinen orangen Immer-Dabei-Stativs. Das Rollei-Stativ wiegt 1,2 kg und hat mit dem Kugelkopf FPH–53P eine Tragkraft von ordentlichen 5 kg. Das Packmaß ist mit 32 cm unglaublich klein. Die minimale Aufbauhöhe beträgt eigentlich 30 cm, ist aber durch umdrehbare Mittelsäule auf etwa 0cm reduzierbar. Die angegebenen 140 cm erreicht es nicht ganz, mein Zollstock sagt es sind „nur“ 137 cm mit Kugelkopf, was sogar etwas niedriger als das leichtere Sirui T–005X ist. Die Beine sind bauartbedingt in 5 Segmente untergliedert, was nicht für die Stabilität spricht, aber das geringe Packmaß bestätigt. Auch in den Farben blau, rot und titanium kann man es bestellen, wobei ich mit großem Abstand die Farbe Orange empfehlen kann, denn das sieht wirklich genial aus. Preislich ist es derzeit bei Amazon – je nach Farbe – für etwa 90 – 100 € lieferbar.
Hier habe ich auch noch ein kleines Video für euch gedreht, indem ich das Rollei Compact Traveler No. I ein wenig erkläre:
Inhalt
Das Rollei Compact Traveler No. I
Die Beine
Die Beine sind zwar dünn, machen aber einen sehr guten und stabilen Eindruck insofern das bei einem Durchmesser von 22mm bis etwa 10mm überhaupt möglich ist. Die Füße sind etwas abgewinkelt gummiert und geben guten Halt. Die Schraubverschlüsse der Beinauszüge haben eine sehr gute Gummierung und lassen sich leicht drehen. Es benötigt nur eine geringe Drehung bis die Segmente locker oder fest sind, das ist sehr praktisch. Öffnet man die Drehklemmen, so fahren die Beine aber nicht von selbst aus, wenn man diese Richtung Boden hält. Beim Sirui wird man hier etwas verwöhnt, da sich hier die Segmente von selbst ausfahren, was beim Aufbau praktisch sein kann. Als Material wird beim Rollei Aluminium verwendet.
Optisch machen die Beine einen gemischten Eindruck. Einerseits ist das dort mit eingearbeitete Orange sehr ansehnlich und solche Markierungen helfen auch oft bei Dunkelheit weiter. Andererseits ist das obere Beinsegment mit einigen Aufklebern bedeckt, die mitunter sogar auf jedem Bein auf die richtige Drehrichtung hinweisen – American Style 😉
Aus der Logik ergibt sich, dass die untersten Beinsegmente am dünnsten und wackeligsten sind. Demnach sollte man je nach Einsatz auf das Ausfahren des letzten oder der letzten beiden Beinsegmente verzichten.
Zwei der drei Beine haben zudem einen Moosgummigriff, bzw. Kälteschutz. Insgesamt sind die Beine gut bis sehr gut zu bewerten, wenn man denn das Gewicht berücksichtigt.
Die Klappmechanik
Leider gilt das vorherige Lob nicht für alle Elemente. Was mir irgendwie nicht so gefallen will ist die Klappmechanik der Beine. Ich mag vom Sirui etwas verwöhnt sein, dort lassen sich die Beine sehr sanft aber auch nur mit etwas Druck verklappen. Außerdem sind dort die Knöpfe zur Verstellung der Beinwinkel wesentlich wertiger verarbeitet. Beim Rollei Compact Traveler No. I habe ich da kein besonders gutes Gefühl. Hier lassen sich die Beine leicht, definitiv zu leicht verklappen, was aus meiner Sicht ein Nachteil ist. Natürlich lässt sich die dort vorhandene Schraube etwas festziehen, aber hier möchte ich gerne den Auslieferungszustand bewerten, auch wenn es einigen nicht gefallen wird.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die sehr lockere Wippe, die man zum Verstellen der Beinwinkel benötigt. Diese ist auch zu leichtgängig und hat ein seitliches Spiel von etwa 5mm, was mir zu wackelig ist.
Klar, die genannten Punkte machen das Stativ nicht wirklich instabil, aber die gefühlte Wertigkeit leidet darunter. Außerdem neigen die Beine dazu um nur wenige Grad durch das Eigengewicht und die lockere Verschraubung vor dem Aufstellen einzuklappen, was der Stabilität unter diesem Umstand nicht zuträglich ist. Hier kann ich also gerade so mittlere Noten vergeben, leider.
Die Mittelsäule
Dafür kann das Rollei Compact Traveler bei der Mittelsäule wieder punkten. Zunächst muss ich die Verbindung zwischen den Beinen und der Aufnahme der Mittelsäule erwähnen, die zwar etwas filigran aussieht, aber genug Stabilität bietet und etwas Gewicht spart. Das gilt nicht für die zwar ansehnliche, aber auch etwas schwerere Schraube zur Arretierung der Mittelsäule, deren Flügel aus Aluminium sind. Auch sind diese wohl nicht wirklich praktischer als eine einfache runde Gummierung. Aber es sieht gut aus 😉 Die gerade genannte Befestigung und die zweite Schraube der Mittelsäule halten diese Fest genug und sind gut zu bedienen.
An der Unterseite des Rohres befindet sich eingeschraubt in die Mittelsäule ein Haken der sich ausziehen lässt. An diesem kann man ein Gewicht zur Beschwerung des Stativs hängen, was z.B. bei stärkerem Wind sinnvoll ist. Leider klappert der Haken unter Umständen aber auch, da er relativ locker sitzt. Im Zweifel kann man dieses Element aber auch losschrauben, was einem zugleich auch ermöglich, die Mittelsäule umgedreht in die Aufnahme zu schieben. Dadurch kann man die Kamera Kopfüber auf nur sehr geringer Höhe nutzen, was für Makrofotografen interessant sein dürfte.
Der Kugelkopf FPH–53P
Was nun genau ein Panoramakugelkopf ist, darüber herrscht wohl eine gewissen Unstimmigkeit. Ich für meinen Teil halte einen Kugelkopf mit nur einer Friktionsschraube und aufgedruckter Gradskala nicht für einen Panoramakopf, der Hersteller schon. Ein wirklich horizontales verdrehen der Kopfes ist so ohne lösen der Kugel nicht möglich, was die Funktion meiner Ansicht nach sinnlos macht und einen faden Marketing-Beigeschmack hat.
Ansonsten ist der kleine Kugelkopf FPH–53P wirklich sehr gut. Die große Schraube zu arretieren der Kugel ist gummiert und hält den Kopf in jeder Position sehr fest. Auf der Oberseite hat der Kugelkopf eine wunderbare Arca-Swiss Aufnahme mit drei Wasserwagen. Dazu gibt es noch die Rollei/ Fotopro Schnellwechselplatte QAL–40, welche etwa 28 Gramm wiegt und auf der Unterseite noch zwei Inbusschrauben besitzt. Diese beiden Schrauben schützen die Platte vor einem versehentlichen schrägen Herausrutschen aus der Aufnahme am Kugelkopf. Entweder öffnet man also die Aufnahme am Kugelkopf immer vollständig oder man entfernt die beiden Schrauben – man hat die Wahl.
Im Übrigen macht der Kugelkopf ohne wirkliche Panoramafunktion eine gute Figur und hält. Im Vergleich zum Sirui C–10X wirkt er aber nicht ganz so durchdacht. Der C–10X ist ein wirklicher Panoramakopf, von der Aufnahme her etwas kompakter und hat eine etwas bessere Haptik. Trotzdem ist der Rollei FPH–53P ein guter Kugelkopf.
Stabilität
Hier verhält es sich ganz ähnlich wie beim Sirui. Je niedriger das Stativ aufgebaut wird, desto höher die Stabilität. Die Mittelsäule sollte mit bedacht ausgefahren werden und die unteren beiden Beinsegmente nur, wenn sie auch wirklich benötigt werden. Gerade für etwas niedriger arbeitende Makrofotografen kann das Stativ intelligent und stabil aufgebaut und genutzt werden. Ganz wichtig ist aber immer darauf zu achten, ob die Beine auch wirklich bis zum Anschlag ausgeklappt sind, sodass diese nicht nachrutschen können.
Lieferumfang
Stativ, Kugelkopf FPH–53P mit Schnellwechselplatte QAL–40, Tragetasche, Werkzeug
Fazit
Zusammengefasst kann man das Rollei/ Fotopro Compact Traveler No. I eigentlich uneingeschränkt empfehlen, denn für unter 100 € bekommt man hier ein ordentliches Reisestativ. Doch die Konkurrenz schläft nicht. Ich persönlich halte das Sirui T–005X für das etwas bessere Stativ, was aber auch eine subjektive und etwas teurere Wahl ist. Trotzdem ist das Sirui Stativ eine gute und etwas leichtere Alternative zum Rollei.
Wenn es dann doch etwas stabiler aber nicht wirklich teurer sein soll, gibt es noch den großen Bruder – das Rollei C5i für etwa 110 €. Außerdem gibt es noch das etwas weniger bekannte Rollei C4i, was dem C5i ähnelt, aber leichter ist. Dafür kostet es auch nur etwa 70 €, wobei das Packmaß schon größer ist.
Für welches Stativ hast du dich oder würdest du dich entscheiden?
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Meines Wissens ist die Höhe beim Aluminium Modell nur mit 134cm angegeben, das ist weniger als im Test gemessen wurde. Das Carbon Modell dagegen hat stolze 142cm. Ansonsten schöner Test, ich bin nämlich auch gerade dabei, etwas für die Reisen und Ausflüge zu suchen.