Dynamikumfang-Vergleich: Canon EOS 6D vs. 70D vs. 500D

Canon EOS 1200D BildsensorVon Einsteigern ignoriert und von Profis geschätzt – dass ist der Dynamikumfang oder auch Dynamic Range einer Kamera. Nachdem das Bildrauschen der Sensoren immer weniger geworden ist und sich auch die Megapixel bei den meisten DSLR-Kameras bei ca. 22 MP eingependelt haben, könnte man sich fragen, wo sich denn überhaupt noch Unterschiede zwischen den Bildsensoren befinden. Neben den zuvor genannten klassischen technische Daten eines Bildsensors, ist der Dynamikumfang einer der wichtigsten Faktoren. Umso mehr man sich mit der Fotografie und der RAW-BIldbearbeitung auseinandersetzt, umso wichtiger wird die Dynamik. Der Dynamikumfang wird in Blendenstufen gemessen. Je mehr Blendenstufen eine Kamera mit nur einem RAW-Bild aufnehmen kann, umso besser.

Die Dynamik eines Bildes ist der Unterschied zwischen den hellen und dunklen Bereichen, in denen die Kamera noch Strukturen aufnehmen kann. Ist ein Himmel so hell, dass er 6 Blendenstufen von der mittleren Belichtung entfernt ist, die Kamera aber in diese Richtung nur 5 Blendenstufen aufzeichnen kann, so wird der Himmel weiß sein, rein weiß ohne jegliche Struktur. HTML-Menschen würden es als #FFFFFF bezeichnen, also hell mit nichts. Das gleich passiert auch mit dunkleren Bildpartien, die unterhalb des Dynamikumfangs der Kamera liegen, wobei diese dann natürlich schwarz, also rein schwarz sind. Befinden sich die hellen oder dunklen Bereiche eines Bildes noch innerhalb des Dynamikumfangs der Kamera, so können diese auch sehr hell oder dunkeln sein, aber sie enthalten noch Strukturen. Dunkelt man nun den Himmel mit einem RAW-Konverter, wie z.B. Lightroom ab, so kann man auf einmal die Wolken am Himmel wieder erkennen und sogar Farben tauchen wieder auf.

Meistens wird der hohe Dynamikumfang erst in der späteren Bildbearbeitung ausgenutzt. Ist der Himmel also zu hell und Schattenbereiche zu dunkel, kann dies oft ohne Qualitätseinbußen korrigiert werden. Die durch übermäßige Farbsättigung oder Bildschärfung etwas in Verruf gekommene HDR-Fotografie (High Dynamic Range → hoher Dynamikumfang) macht im Grunde nichts anderes, als ein sehr guter Bildsensor. Soll heißen, dass sowohl sehr helle als auch sehr dunkle Bereiche eines Bildes noch deutlich zu erkennen sind. Viele neuere Vollformat-DSLR-Kameras haben einen so großen Dynamikumfang, dass man auf die HDR-Techniken und Belichtungsreihen ohne weiteres verzichten kann. Dies habe ich auch mal in einem Tutorial etwas verdeutlicht.

Weiterhin ist es wichtig, dass man den Dynamikumfang seiner eigenen Kamera kennt und so gezielt über oder unterbelichten kann. Manchmal stört es nicht weiter, wenn Bildbereiche keine Zeichnung mehr enthalten. So kann man z.B. auch eine Silhouette so nutzen, das der Himmel richtig belichtete ist, aber andere Bildbereiche stark unterbelichtet sind. Dazu hatte ich auch bereits ein Tutorial gemacht.

Wenn du dich für den Unterschied im Bildrauschen der Canon 6D und 70D interessierst, dürfte dieser Artikel sehr interessant für dich sein:
Vergleich Bildrauschen Canon EOS 6D und Canon EOS 70D

Inhalt

Dynamikumfang der Testkandidaten

Nun wollen wir aber endlich zum Vergleich kommen. Die Kameras haben laut Testseiten im Internet etwa den Folgenden Dynamikumfang, wobei dieser auch mehr oder weniger stark von der verwendeten ISO abhängig ist:

Testaufbau

Der „Testaufbau“ ist natürlich dilettantisch. Alle Kameras habe ich adäquat auf etwa 38mm Brennweite eingestellt und die gleiche Blende, Verschlusszeit und ISO manuell eingestellt. Frei Hand habe ich in etwa die gleichen Bildausschnitte fotografiert. Jede Kamera hatte ein anderes Objektiv. Die Canon 6D das 17-40mm L, die 70D das 18-55mm STM und die 500D das 24-105mm L. Deshalb sollte man nur bedingt auf die Bildschärfe und die Details achten. Trotzdem gibt es interessante Ergebnisse, insbesondere deswegen, da an der alten 500D des beste Objektiv verwendet wurde. Mit jeder Kamera habe ich ISO 100, 400 und 1.600 ausprobiert.

Alle Bilder habe ich in 2 Minuten erstellt, wobei sich der Bildausschnitt und die Wolken minimal verändert haben. Der Vergleich ist ohne Frage alles anderes als wissenschaftlich, aber genau dass ist die Praxis und der alltäglich Einsatz einer Kamera auch. Außerdem kann man deutliche Tendenzen der Testreihen erkennen. Und genau das würde auch ein wissenschaftlicher Labortest zum Vorschein bringen, wenn auch genauer 😉

Bilder

Alle Bilder wurden mit exakt den gleichen Einstellungen durch Lightroom geschickt. Die Bilder wurden natürlich extrem bearbeitet, sodass die Nachteile, die durch das Aufhellen und Abdunkeln besser sichtbar sind. Zunächst zeige ich euch die Vollbilder und dann jeweils 3 Bildausschnitte.

Reihenfolge: 6D, 70D, 500D

Gesamtes Bild bei ISO 100

Gesamtes Bild bei ISO 400

Gesamtes Bild bei ISO 1.600

Was bei diesen Bildern schon stark auffällt, ist die abnehmende Farbqualität und die deutliche Fleckenbildung der Canon EOS 70D und noch mehr bei der Canon 500D, die ohnehin etwas abgeschlagen dasteht. Bei der EOS 6D ist davon nur nur wenig zu bemerken.

Crop 1 bei ISO 100

Crop 1 bei ISO 400

Crop 1 bei ISO 1.600

Beim Crop 1 kann man deutlich das Rauschen bei höherer ISO erkennen, auch bei der Canon 6D. Das die EOS 70D bei gleicher Farbtemperatur grünlicher wirkt, mag an Lightroom liegen, aber man sieht auch hier das deutlich gröbere Rauschen bei ISO 1.600. Bei ISO 100 ist zwischen der 6D und der 70D kein großer Unterschied zu erkennen. Die EOS 500D ist auch hier etwas abgeschlagen. ISO 100 ist hier noch erträglich, ab ISO 400 wird es schon deutlich schlechter.

Crop 2 bei ISO 100

Crop 2 bei ISO 400

Crop 2 bei ISO 1.600

Die Canon EOS 500D ist Vergangenheit, deutlich sichtbar. Selbst die Canon 6D hat ab ISO 400 zu kämpfen, wobei ISO 100 noch immer sehr gut aussieht. Die EOS 70D ist etwas farbschwächer als die 6D, wobei ISO 100 auch noch topp ist. Danach wird es aber sichtlich schlechter, wobei ISO 1.600 schon sehr körnig ist.

Crop 3 bei ISO 100

Crop 3 bei ISO 400

Crop 3 bei ISO 1.600

Die Wolke nahe der Sonne ist an der rechten Seite bei allen Bilder minimal ausgebrannt. Bei der Canon 6D, aber auch bei der 500D. Man kann deutlich erkennen, dass die Farbabstufungen von blauen Himmel zur Wolke bei höherer ISO gröber werden. Bei der Canon 70D scheint am wenigsten Zeichnung in der Wolke zu sein. Der Unterschied zwischen ISO 100 und 1.600 bei der 6D ist kaum erkennbar. Eigentlich macht sogar die alte 500D einen guten Job, bis auf die Farbtiefe und das Rauschen.

Fazit

Zugegeben, eigentlich ist es unwissenschaftlicher Schwachsinn. Aber ich finde man kann ganz gut die Tendenzen erkennen. Die Canon EOS 6D ist einfach Klasse, kommt aber nicht an eine Nikon D600/ D610 oder D800 heran. Aber auch die Canon EOS 70D hat einen klasse Dynamikumfang, der bei ISO 100 nicht weit entfernt von der 6D liegt. Erst ab ISO 1.600 bzw. ISO 800 nimmt die Dynamik der 70D stärker ab. Weitere Unterschiede zwischen der Canon 6D und der 70D, bzw. Cropsensor und Vollformat habe ich bereits HIER niedergeschrieben.

Verständlicherweise etwas abgeschlagen ist die Canon EOS 500D doch etwas weit hinten.  Neben dem erwarteten höheren Rauschen halte ich aber auch die kaum noch erkennbaren und ausgewaschenen Farben für spannend, im negativen Sinne. Zwischen einer 6D und einer 500D liegen natürlich Welten, auch in finanzieller Hinsicht 😉

In meinen Augen spielt hier der Vollformatsensor der Canon EOS 6D alle Trümpfe aus. Nun versteht man aber auch, warum so viele auf den größeren Bildsensor schwören. Man müsste in diesem Test noch eine Canon 5D Mk I einbeziehen, um eine Vollformat-Evolution zu verdeutlichen, aber die habe ich gerade nicht hier.

Wie wichtig ist dir der Dynamikumfang deiner Kamera und hast du dir darüber überhaupt schon mal Gedanken gemacht?

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12 Gedanken zu „Dynamikumfang-Vergleich: Canon EOS 6D vs. 70D vs. 500D

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