Im ersten Teil bin ich auf diverse neue Kameras eingegangen die rund um die Photokina 2016 vorgestellt worden sind. Dazu habe ich bereits erste Tendenzen festgestellt. Kameras werden immer teurer und kosten manchmal fast doppelt soviel wie die älteren Modelle nach erscheinen gekostet haben. Das zieht sich durch die Branche und ist insbesondere bei den großen Herstellern anzufinden. Man könnte dies durch Inflation und neuen Features rechtfertigen, aber das würde an der Sache vorbeilaufen. Deshalb möchte ich in diesem Artikel darauf eingehen welche Modelle sich eher lohnen als andere und natürlich auf vieles mehr…
Inhalt
Warum sind die hohen Preise nicht zu rechtfertigen?
In jeder neuen Kamera steckt auch viel Entwicklungsarbeit, die bezahlt werden soll. Außerdem werden häufig neue bessere Komponenten verbaut und auch zusätzliche Chips für GPS, WiFi und Bluetooth werden benötigt. Der Prozessor soll ebenso schneller arbeiten um höhere Video-Bildraten, mehr Bilder in der Sekunde und natürlich auch 4K-Videos verarbeiten zu können. Das kostet alles mehr Geld. Aber war das denn früher nicht so?
Doch, aber die ersten FullHD DSLR-Kameras oder Kameras die anstatt 5 nun 6 Bilder/ Sek. gemacht haben oder auch neue Kameras mit besserem rauschärmeren Bildsensor mit mehr Megapixeln waren manchmal teurer als das Vorgängermodell. Aber wird reden hier von vielleicht 10–30 %. Ausnahmen bestätigen natürlich auch hier die Regel.
Gerade wenn man sich die Canon EOS 5D Mk IV anschaut, merkt man wie absurd das ganze wird. Klar, es ist ein wirklich wunderbares Komplettpaket, ausgereift und zuverlässig. Wenn wir aber mal ins Detail gehen, muss man sich schon die Frage stellen, was an GPS- und WiFi-Chips und den weiteren Neuheiten tatsächlich so viel teurer sein soll. Einen ähnlich Bildsensor bekommt mein bei Nikon oder Sony für wesentlich weniger Geld. Was also will sich Canon hier genau mit 4.000 € bezahlen lassen?
Für mich wird hier eine gefühlte Schmerzgrenze überschritten, die sich nicht mehr durch Vernunft erklären lässt. Wenn es nicht aufs Geld ankommt ist die 5D IV natürlich interessant, aber bei wem kommt es denn nicht aufs Geld an? Und dabei bin ich jemand der durchaus mal zu einem ebenso sehr teurem Apple Produkt greift. Deshalb muss meine Ablehnung irgendwo tiefer liegen, wobei ich mir nicht sicher bin wo. Kurios, ist aber so 🙂
andere Beispiele
Die alte Nikon D3300 kostet derzeit etwa 325 € mit Kitobjektiv und ist eine gute vernünftige Einsteiger DSLR. Die neue D3400 kostet etwa 560 €. Und wenn man sich anschaut, was die D3400 besser macht, stößt man eine Tür zu einem schwarzen Loch auf. Es gibt kaum Neuerung sondern eher Nachteile, wie ich sie im ersten Teil bereits beschrieben habe.
Bei der Sony Alpha 99 II sieht es nicht anders aus. Der Preis des neuen Modells wird die alte a99 vermutlich um 100 % toppen. Und auch die Canon EOS M5 ist mit etwa 1.100 € nicht gerade günstig und beherrscht nichtmal 4K Videos.
Micro-Four-Thirds
Ich habe gerade von APS-C oder Vollformat-Kameras geschrieben, die ja ganz eindeutig den besseren Bildsensor haben 😉 Aber wenn man mal über den Tellerrand richtung MFT schaut, merkt man, dass es auch anders geht. Natürlich ist die Olympus OM-D E-M1 MARK II eine Ausnahme und viele benötigen eine solche Kamera einfach nicht. Schaut man sich mal die Olympus PEN E-PL8 an, dann stellt man schnell fest, das man die neue Kamera zwar nicht viel mehr kann, aber durchaus im Detail verbessert wurde und preislich in etwa auf dem Niveau des Vorgängers liegt.
Eine Lumix G81 will eine G70 ersetzen und kostet etwa 200 € mehr. Dafür bekommt man einen stabilisierten Bildsensor, ein wesentlich besseres Magnesiumgehäuse, mehr Bilder pro Sekunde, einen besseren Autofokus und einiges mehr. Für 200 €. Das hört sich irgendwie fair an, oder?
Und dann wird es wohl in Zukunft auch noch mehr Konkurrenz auf dem MFT-Markt geben, was nur eine Tendenz bedeuten kann. Die Preise werden weiter sinken. Und wenn man sich mal überlegt, das heute viele MFT-Systemkameras eine Bildleistung bieten, die vor wenigen Jahren noch den APS-C DSLRs vorbehalten waren, dann erahnt man schnell was zukünftig hier noch passieren wird.
Vollformat, APS-C oder MFT
Aber man kann grundsätzlich natürlich keine MFT-Systemkamera mit einer 35mm Vollformatkamera vergleichen. Das will ich auch nicht. In der Praxis aber merken viele nicht, ob nun ein Bild mit einer Canon 5D mit Blende 1.8 oder mit einer MFT und Blende 1.2 gemacht wurde. Klar, wenn ich die Bild nebeneinander betrachte wird es sichtbare Unterschiede geben. Aber sind diese Unterschiede wirklich Bildentscheidend?
Man bekommt heute für das sehr kompatible MFT-Format unfassbar viele Objektive die mitunter sehr gut sind – und teuer 🙂 ABER, ob ich nun mit einer 5D unterwegs bin oder mit einer OM-D ist wie Tag und Nacht. Jeder der mal eine hochwertige MFT-Kamera mit noch hochwertigerem Glas so richtig ausgelastet hat, weiß, dass der Unterschied im Ergebnis im Grunde kaum vorhanden ist, auch wenn ich für diese Aussage vermutlich wieder einiges werde einstecken müssen 😉
Warum nicht APS-C?
Eine sehr gute Frage die ich mir da wieder gestellt habe. Eigentlich war und ist APS-C der beste Kompromiss aus Preis und Leistung. Mit etwas besseren und lichtstärkeren Objektiven bekommt man einen sehr guten Bildlook hin. Auch das Bildrauschen bekommt man sehr gut in den Griff. Das Problem hier liegt meiner Meinung nach wo anders.
Jeder Hersteller kocht sein eigenes Bajonett-Süppchen. So passen Objektive immer nur an Kameras eines Herstellers. Klar, teure Adapter können helfen, kosten aber oft viel Geld und sind unpraktisch. Außerdem ist das DSLR-System noch immer das APS-C-System und es gibt wenige Ausnahmen.
Eine positive Ausnahme ist Sony mit der vierstelligen Alpha-Reihe. Die Sony Alpha 6000 ist die APS-C-Systemkamera. Zudem gibt es für das sogenannte E-Mount gute, aber auch teure Objektive. Und dann gibt es da noch die Alpha 6300. Sehr geil! Kann auch 4K-Video und hat einen guten eSucher. Auch der Autofokus ist toll. ABER: Die Alpha 6300 kostet mal wieder doppelt so viel wie der Vorgänger. Auch wenn ich mir die Sony-Alpha Serie anschaue, wirkt sie irgendwie gewollt aber nicht gekonnt. Ich habe immer mit dem Gedanken gespielt mir eine Sony zu holen, aber irgendwie hat mich das Gesamtkonzept nie so richtig überzeugt. Es gab immer besser Alternativen.
Auf jeden Fall ist die Sensorgröße APS-C auch für mich sehr interessant. Jedoch gefallen mit viele Kameras, die Preise und die Marktfragmentierung nicht so sehr. Wobei ich eher von den hochpreisigen Modellen spreche. Ich tendiere mittlerweile eher zum “schlechteren” MFT-Bildsensor, da es hier eine höhere Vielfalt und Kompatibilität gibt.
Ich für meinen Teil habe erst letztens meine Canon 100D abgestoßen und mir eine Lumix G70 gekauft, aus Gründen 🙂
Das Vollformat
Oft wird das Vollformat in Sphären gehoben die nicht viel mit der Realität zu tun haben. Ich weiß warum. Weil Vollformat eben Vollformat ist! Alles ist größer. Die Kameras, die Objektive und auch das Spiegel- oder Verschlussgeräusch ist irgendwie ursprünglicher. Und jedes Mal wenn man das Objektiv wechselt schaut man auf einen großen Bildsensor bzw. Spiegel der Eindruck macht. Auch das Sucherbild ist oft größer und heller. Irgendwie erwachsener.
Jedes Mal wenn ich meine alte Canon EOS 6D in die Hand nehme, fühle ich etwas, was ich nicht erklären kann. Es fühlt sich hochwertiger und massiver an – und schwerer. Die Bedienung, der Blick durch den Sucher, das erwähnte Auslösegeräusch. Alles passt. Aber die Bilder sehen zu 85 % so aus, wie sie auch aus meiner Lumix G70 fallen. Es mag Fälle geben in welchen man genau den 35mm Look haben will und auch die Schärfentiefe ist schon bei einfacheren Linsen fantastisch – außer man will durchgehend scharfe Landschaften haben 🙂
Wie man merkt, argumentiere ich mehr mit Gefühlen und subjektiven Wahrnehmungen. Denn immer seltener finde ich Gründe, warum ich wirklich meine 6D mitnehmen sollte. Trotzdem benutze ich sie primär zum fotografieren. Weil ich es will. Weil ich mir sicher mit dieser Kamera bin.
Und natürlich gibt es viele andere sehr gute Vollformat-Kameras von z.B. Nikon und Sony die viel Spaß machen. Leider können die günstigeren 35mm Modelle nur selten 4K-Video und werden auch sonst künstlich beschnitten. Das gibt es bei MFT eher selten. Andere Bildsensoren werden zum filmen immer beliebter und auch der 35mm Filmlook wird wohl von vielen Besitzern nur sehr selten beansprucht. Daher stelle ich mal die These auf, das mit Vollformatkameras eher fotografiert als gefilmt wird – zumindest von der überwiegenden Mehrheit. Wer auch gutes Video mit Autofokus will, greift heute wohl eher zur MFT.
Welche Sensorgröße wird sich langfristig durchsetzen?
Alle! Ich bin fest davon überzeugt, dass es für MFT-Systemkameras die meisten Objektive und Kameras geben wird, auch wenn dies heute noch nicht der Fall ist. Auch das Vollformat wird nie verschwinden. Ich werde wohl für immer eine 35mm Kamera im Schrank stehen haben. Wenn man weiß wie man 35mm richtig umgehen kann, dann wird man sie nie wieder hergeben. Davon bin zumindest ich – bei mir – überzeugt 🙂
Tcha, und dann gibt es noch dieses APS-C-Format, was ganz traditionell das Einsteiger-DSLR-Format war. Dies hat in den letzten Jahren stark abgenommen. Unterhalb dieser Modelle sind die MFT-Systeme immer beliebter geworden und nach oben sind viele APS-C-Besitzer zu einer Canon 6D, Nikon D600 oder Sony a7 gewechselt. APS-C hat in den letzte Jahren auf einem absteigenden Ast gesessen. Die vierstelligen Sonys und die Canon 80D haben hier noch etwas für Aufwind gesorgt, trotzdem wird es immer weniger. Wenn in den nächsten 2 Jahren nicht richtig richtig gute Modelle kommen oder sich die Industrie sich nicht auf ein kompatibles Bajonett einigt, sehe ich hier keine positive Zukunft. Verstehet mich nicht falsch, APS-C wird nicht verschwinden, aber es wird noch mehr an Bedeutung verlieren.
Und ersetzt wird das APS-C-Format schon jetzt bei vielen durch MFT. So auch bei mir. Es ist einfach nicht mehr das System, indem man hunderte oder tausende Euros für Objektive investieren will. Ich würde hier lieber Geld in MFT-Linsen investieren. Eigentlich finde ich diese Entwicklung eher schade, denn APS-C war immer ein guter Kompromiss in der Sensorgröße. Und viel teurer sind die etwas größeren Bildsensoren im Vergleich zu MFT eben auch nicht.
Was denkst du über die Zukunft der Sensorformate? Auf welches System setzte du? Und was denkst du über die neuen immer teureren Kameramodelle?
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Sehr guter Artikel der einige meiner Fragen beantwortet. Ich bin vor ca. drei Jahren mit APS-C (600D) eingestiegen und suche jetzt nach etwas neuem.
Vollformat, vielleicht. Die 6D würde mich als Einstieg ins Vollformat locken. Abschreckend ist hingegen der Preis, den man sowohl für die Kamera als auch für neue Objektive hinlegen muss.
Eine andere Möglichkeit wäre es die 600D mit sehr guten Objektiven aufzurüsten. Kostet halt auch.
Als Resultat verharre ich in der momentanen Situation, mit der ich nicht ganz zufrieden bin. Aufgrund der Preise werde ich dort aber weiter bleiben und sehen wie der Markt sich entwickelt.
Danke aber auch für den Hinweis abseits des Themas DSLR nachzusehen.
PS. bin übrigens Amateur, bzw. Hobby-Fotograf.
Danke 🙂
Das kommt auch immer darauf an, was man fotografieren will. Selbst eine 6D mit dem 50mm 1.8 hat seinen Reiz. Ich persönlich nutze überwiegend zwei Objektive auf meiner 6D, die beide leider nicht gerade günstig sind.
Wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich auch erstmal abwarten oder mal auf den MFT-Markt schielen, insofern der kleinere Sensor für dich eine Option wäre.
Gruß
Alex
Die 6D bleibt bei mir zunehmend daheim. Meine X100F macht einfach mehr Spaß. Und trotz APS-C-Sensor sehe ich – ernsthaft – keinen qualitativen Unterschied in den Bildergebnissen (wenn ich die X100F mit der 6D und dem EF 35mm IS USM vergleiche). Es ist eher so, dass die höher auflösende X100F einen Tick schärfer scheint. Schlechter ist sie auf keinen Fall. Nur nicht so flexibel. Genau deshalb habe ich die kleine gekauft. Trotz des krassen Preises.
Was den Preis für die 5D4 angeht: Volle Zustimmung. Als ich den sah, habe ich nicht länger über einen Canon-Nachfolger für meine 6D nachgedacht. Ich tendiere eher dazu, mir eine der letzten D810 (oder D750) von Nikon zu holen.
Ich kann dir in vielen Punkten zustimmen. Ich habe auch eine Lumix G70 als kleine Immerdabei.
Mir persönlich liegen die Nikons nicht so gut in der Hand und sind auch relativ groß. Gerade bei der D810 und der D750 verstehe ich nicht, warum dort kein GPS verbaut wurde. Das ist mit mein Lieblingsfeature an der 6D.
Vielen Dank für eure Beiträge!
Ich kann die fanatischen, zum Teil dummen Kommentare der MFT-Gegner nicht mehr hören. Vor vielen Jahrzehnten, als Leitz seine berühmte Leica mit 35 mm-Kino-Film vorstellte und damit die Kleinbild-Film-ära einläutete, müssen Kommentare der Roll-Film-Fans ähnlich geklungen haben. Dabei hatten die recht: Kleinbild ist Rollfilm hoffnungslos unterlegen. Trotzdem war der Siegeszug von Kleinbild nicht aufzuhalten. So sehe ich auch die Zukunft von MFT, wenn nicht zuvor Olympus und Panasonic pleite gehen.
Ich bin direkt von analog (Minolta Dynax 800 si) auf digitales MFT (Olympus E M5 Mark II) umgestiegen und habe das nie bereut. Die Bildqualität von MFT, nach digitaler „Entwicklung“ meiner Dateien (fotografiere nur in RAW) ist der meiner alten Farb-Dias (gescannt mit einem EPSON bei 4.800 dpi) überlegen. Das reicht mir.
In meiner analogen Ära hatte ich Optiken von 8 mm (SIGMA Fisheye) bis 2.000 mm (MEADE Spiegeltele). Jetzt sind es 6 Optiken, die gehen von 5,8 mm (Lensbaby Fisheye) bis 400 mm (100 mm – 400 mm, Pana-Leica). Die große und schwere analoge Ausrüstung konnte ich komplett nur mit dem Auto transportieren, die MFT passt in einen kleinen Rucksack Marke „Dörr-Action“. Ist zwar nicht federleicht, hat aber ein absolut erträgliches Gewicht, wenn ich zu Fuß unterwegs bin.
In meiner Analog-Ära wollte ich nie eine Mittelformat, egal wie gut deren Bildqualität, jetzt will ich ebenso wenig eine Vollformat-Digi.
Gut Licht: Toivo Willmann
Kann ich fast genau so unterschreiben…
Gruß
Alex
Hallo,
Vollformat gehört die Zukunft ,,punkt„.
Das Sensor-Sterben: einfach bitte lesen, dann seit ihr schlauer„.
https://www.foto-schuhmacher.de/artikel/hardware/sensor-sterben.html
Ich reise nur mit sehr wenig Handgepäck, darum MFT/ LUMIX G DMC-GX80 380€ das ist mal eine Ansage und gebraute Objektive, so bleibt Geld übrig für Reisen.
MFT Systeme sind kleiner, leichter und günstiger wie APS-C Systeme. Andere Kamerasysteme sind in vielen
Bereichen besser. Für mein Hobby bin ich mit der Qualität des Systems zufrieden, warum soll ich mehr Geld ausgeben?
Grüssle aus dem Badner Land Paul. http://www.my-stories.eu
Grüssle Paul