Canon EOS 6D oder 70D? – Teil II

Die ist die Fortsetzung des ersten Teils zur Canon EOS 6D und 70D und beschäftigt sich mit den Unterschieden hinsichtlich der Schärfentiefe und der Bildqualität mit einem abschließendem und hoffentlich hilfreichem Fazit.

Inhalt

Schärfentiefe

Ein weiterer großer Aspekt, warum so viele Fotografen auf das Vollformat schwören, ist die geringe Schärfentiefe oder auch Tiefenschärfe. Auch hier spielt der Crop- oder Formatfaktor wieder eine große Rolle. Wir haben bereits gelernt, dass ein 50mm Objektiv an einer Canon 70D 80mm entsprechen. Fotografiere ich eine Person aus 3 Metern Entfernung mit einem 50mm Objektiv auf beiden Kameras bei Blende 1.8, so erziele ich mit der 70D eine Aufnahme mit 80mm und einer Blende von etwa 2.9, natürlich wieder aus Sicht des Kleinbildformats. Im Umkehrschluss benötigt auf der 70D ein ca. 31mm Objektiv mit Blende 1.1, um die 50 mm F/1.8 an der Canon 6D nachzuahmen. Das sind natürlich alles rechnerische theoretische Werte ohne Berücksichtigung des Beugungseffektes. Jedoch reicht dieses Grundverständnis aus, um einen ungefähren Anhaltspunkt zu ermitteln, wie sich Objektive am Vollformat oder an der Crop-Kamera verhalten. Berechnung der Blende:
Blende 2.0 KB (6D) x 1,6 Cropfaktor = Blende 3.2 am Crop (70D)

Ist wenige Schärfentiefe immer besser?

Wer solche Fragen kennt, weiß auch gleich die richtige Antwort: nein! Klar, wer die geringe Schärfentiefe, z.B. in der People-, Street- oder schlicht künstlerische Fotografie zu nutzen weiß, wird zu einer 6D greifen. Wer jedoch eine höhere Schärfentiefe benötigt oder oft unter schlechten Bedingungen fokussieren muss und nur eine geringe „Fokustoleranz“ hat, kann durch etwas mehr Schärfentiefe auch bei ungenauem Fokus scharfe Bilder erzeugen. Die Sportfotografie gehört oft zu diesem Bereich und häufig auch die Makrofotografie. Durch die Brennweitenverlängerung und auch die höhere Schärfentiefe spielt die Crop-DSLR für Makrofotografen eine immer wichtigere Rolle. Nicht zuletzt deswegen, da auch die kleinen Bildsensoren immer besser werden und der Unterschied zu den großen Kleinbildsensoren immer geringer wird. Zudem gibt es viele gute 60mm Makroobjektive für die Canon 70D, die sehr gut sind und wenig kosten.

Oft wird dem Vollformat die Spezialgebiete der Landschafts- und Architekturfotografie zugeschoben. Dem kann ich nur bedingt zustimmen. Beide Gebiete kann man heute auch sehr gut mit einer Crop-DSLR abdecken. Zunächst braucht man hier eine geringere Brennweite, was der 6D – wie bereits oben angemerkt – nur bedingt zuträglich ist. Jedoch muss man dem insbesondere im Hinblick der Architekturfotografie hinzufügen, dass die optischen Verzerrungen bei einem Vollformat-Objektiv an einer Vollformat-Kamera oft geringer sind, als ein EF-S Objektiv mit gleicher äquivalenter Brennweite an einer 70D. Häufig will man aber in diesen Bereichen das ganze Motiv, die ganze Landschaft scharf haben. Hier sind also eine kleine Blende und eine geringe Schärfentiefe nur selten ein Vorteil. Ich selbst fotografiere Landschaften nur sehr selten mit einer kleineren Blende als 8. Wer also ein 15mm Objektiv mit Blende 8 an einer 70D einsetzt, muss an der Canon 6D eine 24mm Linse mit Blende 13 nutzen, um in etwa das gleiche Bild zu erfassen.

Und was nun?

Ich möchte hier keine festen Abgrenzungen zwischen Canon EOS 6D und 70D aufzeigen, denn diese sind immer fließend. Ich habe klar gemacht, dass hier und da Vollformat oder Crop einen Vor- oder Nachteil haben. Wer verstanden hat, was ich bisher über die Kameras geschrieben habe, muss sich in puncto Schärfentiefe zunächst selber Fragen, ob und wie er die Kamera ab besten und am häufigsten einsetzen wird. Ich persönlich fotografiere sehr häufig Landschaften bei denen alles scharf sein soll. Daher wird für mich in dieser Hinsicht der Vollformatsensor nicht vorteilhaft sein.

Bildqualität

Bereits im ersten Teil habe ich zu dem größeren Bildsensor und den damit größeren Dioden der Canon 6D etwas geschrieben. In diesem Punkt spielt fast alles gegen die EOS 70D und für die 6D. Die Bilder der 6D sind schärfer und detailreicher. Der große Vollformatsensor hat auch einen höheren Dynamikumfang, bei ISO 800 deckt die 6D knapp 11 Blendenstufen und die 70D nur etwa 9 Blendenstufen ab. In der Nachbearbeitung wirkt der Dynamikumfang subjektiv noch größer bei der 6D. Das aller wichtigste: der Vollformatsensor der 6D rauscht bei höheren ISO’s weniger. Das Bildrauschen der 6D ist bei ISO 3.200 etwa so stark, wie das der 70D bei ISO 400. Dazwischen liegen immerhin 3 Blendenstufen. Hier bietet die 6D fast nur Vorteile, bis auf eine Ausnahme.

EF Objektive könne an der 6D und an der 70D verwendet werden, wobei die Canon 70D einen kleineren Bildkreis nutzt. Benutzt man z.B. ein Canon 24-105mm Objektiv an beiden Kameras ohne die Brennweite zu berücksichtigen, so liefert die 70D bei 24mm einen wesentlich besseres Bild ab. Kaum Vignetierungen und auch geringere Verzerrungen wird man hier sehen können, da die 70D einen kleineren Bildausschnitt des Objektivs verwendet und dieser ist fast immer hochwertiger. So zeigen EF-Objektive weniger Objektivstörungen an einer Crop-Kamera. Bei bestimmten Objektiven kann das ein großer Vorteil sein.

Fazit

Canon EOS 70D

Canon EOS 70D

Nach den zwei Teilen sollte den meisten nun hoffentlich klar sein, welche Kamera sie sich kaufen wollen. Generell ist die Canon EOS 70D sehr gut und günstiger als die Canon EOS 6D. Insbesondere Fotografen, die häufig längere Brennweiten benutzen und keine extrem geringe Schärfentiefe nutzen, können zur 70D greifen.

Wer allerdings eine geringere Schärfentiefe und eine höhere Bildqualität haben will und mehr Geld ausgeben möchte, muss zur 6D greifen. Bei schlechten Lichtverhältnissen gibt es keinen Kompromiss und die EOS 6D spielt ihre volle Stärke aus.

Selbstverständlich gibt es da noch das Klappdisplay mit Touchscreen und der bessere Autofokus der 70D und die GPS-Funktion der 6D, jedoch begründen diese Ausstattungen in der Regel keine Kaufentscheidung, es sei denn man will die Kameras extrem spezifisch einsetzen. Der Bildsensor und der Preis wird für die Meisten der Grund für oder gegen eine der genannten Modelle sein.

Wer noch weniger Geld ausgeben will, darf sich auch gerne die noch immer sehr gute Canon EOS 60D anschauen, die bis auf den Touchscreen und dem WLAN-Modul der 70D eine gute Alternative darstellt.

Außerdem habe ich den Dynamikumfang der Canon EOS 6D und 70D ausführlich mit vielen Testbilder verglichen.

Wenn du dich für den Unterschied im Bildrauschen der Canon 6D und 70D interessierst, dürfte dieser Artikel sehr interessant für dich sein:
Vergleich Bildrauschen Canon EOS 6D und Canon EOS 70D

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3 Gedanken zu „Canon EOS 6D oder 70D? – Teil II

  1. Pingback: Canon EOS 6D oder 70D? - Teil I | Fotografie Blog web-done.de

  2. Guter Artikel, volle Zustimmung zu fast allem!

    Das mit dem besseren Bild bei Vollformat-Objektiven auf Crop-Kameras kann ich nicht 100% bestätigen, mit dem 24-70L (die erste Version) war ich auf der 60D nicht zufrieden. Vielleicht dadurch zu erklären, dass die Pixel kleiner sind und dadurch die Auflösung des Objektivs im Crop-Bereich wichtiger ist.

    => In den Bereichen, wo Crop und Vollformat vergleichbar sind (nicht Offenblende, Tageslicht) war ich mit dem Tamron 17-50 f/2.8 an der 60D zufriedener als mit dem Canon 24-70L f/2.8 an der 5Dmk2. Aber das könnte Geschmackssache sein und kommt natürlich auf den Anwendungsfall an.

    • Danke 😉

      In wie fern sich ein L-Objektiv auf die Auflösung zwischen Crop und Vollformat auswirkt, kann ich nicht genau sagen. Wohl aber, dass ein 17-40mm L bei 17mm schon stark verzeichnet und vignettiert, was natürlich bei einer 60D geringer wäre. Das 24-70mm habe ich leider nicht hier.

      Zum letzten Punkt kann ich nur zustimmen. Ich war mit dem 15-85mm an einer 60D unterwegs und bin dann auf die 6D mit 24-105mm L umgestiegen und war zunächst etwas enttäuscht. Nur in besondereren Situationen hat hier die 6D Vorteile. Die 60D hat schon einen verdammt guten Job mit den passenden Objektiven gemacht.

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