Nikon D750 im Test

Nikon D750 Body GehäuseEs ist schon einige Monate her, als Nikon die D750 auf der Photokina 2014 vorgestellt hat. Nichtsdestotrotz habe ich mir die Kamera die letzten Wochen etwas genauer angeschaut, wobei ich sie bereits mit der Canon EOS 6D verglichen habe. Dabei platziert sich die D750 im hauseigenen Produkprogramm zwischen der D610 und der D810. Was die D750 interessant macht, ist eigentlich schnell gesagt: ein sehr guter 24 Megapixel-Bildsensor, ein Klappdisplay, ein relativ kompaktes Gehäuse, ein gutes Autofokussystem und WLAN. Wie sich die D750 in der Praxis schlägt, versuche ich im Folgenden zu beschreiben.

Zunächst aber gibt es wie immer einige technische Fakten:

  • 24 Megapixel-Vollformatbildsensor
  • 100 %-Sucher mit 0,7 facher „Vergrößerung“
  • 6,8 RAW-Bilder pro Sekunde, bis zu 15 in Folge
  • WLAN
  • 2 SD—Karten-Slots
  • Magnesiumlegiertes Gehäuse

Inhalt

Haptik

Nikon D750 Body GehäuseJetzt wird es ausführlich. In dem Artikel, in welchem ich die Nikon D750 und die Canon EOS 6D verglichen habe, habe ich mich noch mäßig über das Handling geäußert. Nach etwas mehr Praxis hat sich diese Ansicht etwas relativiert, denn wie ich auch schon dort meinte, muss ich mich erstmal von der 6D etwas umgewöhnen und genau so ist es auch. Nach etwas Eingewöhnungszeit klappt es mit der Nikon schon etwas besser, wobei ich auch jetzt noch davon überzeugt bin, dass die Canon-Bedienung etwas durchdachter und intuitiver ist.

Nikon D750 Body Gehäuse

Die Ergonomie der D750 ist wirklich gut gelungen. Jedoch scheine ich so große Hände zu haben, dass mein kleiner Finger noch immer unter dem Handgriff mehr Platz findet als auf diesem. Trotzdem fühlt sich der Griff sehr gut an und die Gummierung ist angenehm. Auch die hintere Daumenablage und eine kleine Wulst auf der oberen hinteren Seite geben der Nikon guten Grip. Jedoch finde ich gleichwohl die Ablage etwas zu schmal, sodass mein Daumen oft schon die Info-Taste und das Steuerkreuz berührt. Das Speicherkartenfach, was wirklich sehr groß ist und ein Teil des Griffes ist, ist gut verarbeitet und wackelt nicht.

Nikon D750 Body Gehäuse

Nikon D750 Body Gehäuse

Der Nikon-Ein-Ausschalter ist gut bedienbar, aber etwas gewöhnungsbedürftig. Der Auslöser lässt sich sehr gut drücken, wobei er mir fast etwas schwergängig erscheint. Ansonsten lassen sich nicht nur alle weiteren Tasten sehr gut bedienen, sondern auch fühlen. Auch der Druckpunkt ist angemessen und irritiert nicht. Die vier Funktionstasten auf der Vorderseite sind zwar ungewohnt, aber nach etwas Übung gut zu drücken. Das Moduswahlrad hat eine Sperre und lässt sich gut drehen, könnte aber auch ein wenig größer sein. Der Multifunktionswähler auf der Rückseite ist gut bedienbar und zielführend.

Nun gibt es aber auch noch etwas Kritik. Der Aufnahmenbetriebsartwähler unterhalb des Moduswahlrades ist mit seinem kleinen Sperrschalter nicht mein Ding. Eine dedizierte Taste gefällt mir hier besser. Die D750 hat ein Rändelrad auf der Vorderseite unterhalb des Auslösers und eines auf der Rückseite in Daumenhöhe. Beide sind meiner Ansicht nach zu klein, insbesondere das vordere. Außerdem ist die Position des hinteren Rändelrades für mich als linksäugiger Fotograf nicht praktikabel. Das große Wahlrad von Canon bietet hier in meinem Fall etwas mehr Komfort. Weiterhin mag ich die Metallösen nicht besonders, die außerdem noch etwas klappern. Ich muss aber auch erwähnen, dass diese Kritik sehr subjektiv ist und für andere Fotografen durchaus ein Grund für die D750 sein können.

Damit es nicht zu viel Text wird, habe ich hier noch ein Videos zu dem Gehäuse erstellt:

Bildqualität

Ohne Frage ist dies für die meisten D750-Interessierten das wichtigste Kapitel, denn die Nikon D750 soll besser sein als die D610 und die D810 – zumindest in ihrer Disziplin.

Welches die Disziplin der D750 ist, muss man aber erstmal abgrenzen. Zwar macht die Nikon knapp 7 RAW-Bilder in der Sekunde, aber schon nach zwei Sekunden fängt sie an zu stottern. Das ist für Sportfotografen sehr schlecht. Der Autofokus bestätigt diese These und ist mitunter etwas langsam. Dafür ist das Rauschverhalten top. Auch der Dynamikumfang mit etwa 14 Blenden kann sich sehen lassen. Besser als die D610 ist die D750 schon mal. Im Vergleich zur D810 sieht es wieder anders aus. Hier sollte man die Entscheidung über den Preis und der Auflösung (24 MP vs. 36 MP) machen. Von Landschaften über People und natürlich Studiofotografie beherrscht die D750 wichtige Disziplinen. Aber sie ist auch im Vergleich zur Canon 6D relativ laut, was in Kirchen, Vorträgen oder in der Natur sehr stören kann. Man sollte sich also überlegen ob die D750 die Kamera ist, die man auch braucht.

Die RAW-Bilder

Unspektakulär? Ja! Natürlich zeigt die D750 erst nach einer RAW-Bearbeitung was wirklich in ihr steckt. Deshalb habe ich mir ein paar Landschaftsaufnahmen in Lightroom vorgenommen und stark bearbeitet. Benutzt wurde dazu das Nikon 24–120mm 1:4G ED VR Objektiv. So kann man sehr gut erkennen, was sich im Alltag mit den Dateien so alles anfangen lässt 😉

Wie angemerkt, nutze ich sonst die Canon EOS 6D und kenne die RAW-Leistung auch in und auswendig. Daher kann ich eher aus dieser Perspektive die RAW-Bilder der D750 bewerten und eher weniger Vergleiche zu anderen Nikon-Kameras anstellen.

Zwei Dinge sind mir sofort aufgefallen. Zum einen lassen sich dunkle Bildbereiche so stark aufhellen, das die Lightroom Regler schnell an ihre Grenzen stoßen. Hier muss man sich ggf. mit einem überlagerten Filter weiterhelfen. Wie wenig die Aufgehellten Bereiche rauschen, ist einfach nur unglaublich! Zum anderen fällt mir eine gewisse Farblosigkeit auf. Selbst wenn ich die RAW-Datei in Lightroom profiliere wirkt das Bild noch immer blass. Es gibt kein Bild, bei dem ich nicht die Farben verstärkt habe. Das kenne ich von der Canon anders. Ein weiteres Problem taucht mit den Farben auf, wenn ich Bereich stark aufhelle. Diese wirken blasser und farbloser. Das kann die Canon 6D – insofern man es dort nicht übertreibt – etwas besser. Vermutlich hat Nikon hier die Kontrastinformationen vor Farbinformationen priorisiert, genau sagen kann ich es aber auch nicht.

Auf jeden Fall sind die Bilder beeindruckend, wenn man sich die Ausgangsbilder anschaut. Farben und Weißabgleich habe ich stets verändert, obwohl der Weißabgleich schon relativ neutral und gut automatisch angepasst wird. Man kann bei einigen Bildern auch gut erkennen, wie stark das Nikkor Objektiv bei 24mm vignettiert und wie gut Lightroom dies beheben kann.

Unterm Strick zeigt die Nikon D750 eine wesentlich bessere RAW-Leistung als eine Canon EOS 6D – was aber auch bekannt ist. Trotzdem muss man bei der Nikon viel korrigieren, insbesondere was die Farben betrifft. Aber das sollte ohnehin bei jedem guten Bild in Lightroom passieren.

Was natürlich nicht fehlen darf, sind einige RAW-Dateien der D750 mit denen du selber testen kannst, was in der Nikon steckt. Deshalb habe ich dir hier ein kleine Paket geschnürt, dass aus 5 Bildern besteht: Nikon D750 RAW Testbilder Download

ISO-Bildrauschen

Bereits im Vergleich zur Canon EOS 6D habe habe ich eine Testreihe gemacht, die ich hier anfügen möchte. Es handelt sich hier um einen Bildausschnitt der etwas aufgehellt wurde. So kann man das Rauschen gut erkennen.

Im Folgenden gibt es nun das Ausgangsbild und dann die Crops in der genannten Reihenfolge: 50, 100, 200, 400, 800, 1.600, 3.200, 6.400, 12.800, 25.600, 51.600

Nikon D750 Canon EOS 6D Vergleich Ausgangsbild

Hier halte ich mich nicht lange auf. Das rauschverhalten ist sehr gut und in etwa auf dem Niveau der Canon 6D. Wenn man nun noch den Dynamikumfang berücksichtig, ist die Nikon D750 wahrscheinlich die beste und günstigste Wahl für Astrofotografen, oder auch derer, die gerne bei wenig Licht fotografieren.

Autofokus

Es wurde quasi das Autofokussystem der D810 übernommen und verbessert. Empfindlichere Phasen-AF-Sensoren, bis zu –3 EV passen zu der Lichtempfindlichkeit der D750. 51 AF-Sensoren, wovon 15 Kreuzsensoren verbaut worden, sind auf der Höhe der Zeit. In der Praxis arbeitet der Phasen-AF schnell und zuverlässig, wobei es aber auch schnellere Systeme gibt.

Der Autofokus im Live-View ist hingegen träge und langsam. Im Zusammenspiel mit dem Klappdisplay hinkt Nikon hier der Canon 70D oder auch 7D MkII etwas hinterher, wobei auch Canon noch keine Vollformatkamera mit Klappdisplay und Dual-AF im Programm hat. Daher ist das Gesamtpaket in Sachen Autofokus der D750 noch immer gut.

Hier gibt es noch ein kleines Video von mir mit einem kurzen Video der D750 und dem Live-View Fokus und den oben gezeigten Beispielbildern:

Ausstattung

Klar, hier muss man das Klappdisplay benennen, dass sich nach unter um knapp 90° und nach oben um etwa 120° schwenken lässt, wobei bei letzterem auch 90° ausreichen würden. Die Klappmechanik ist offen einsehbar und nicht besonders schön, aber in einigen Fällen halt sehr praktisch.

Dazu gibt es noch ein verbautes WiFi-Modul, mit welchem man schon einiges anfangen kann, insbesondere mit der App qDslrDashboard. Mit der Nikon eigenen App Wireless Mobile Utility kann man nur sehr wenig anfangen und bietet kaum Funktionen. Da ist selbst die nicht optimale Canon App und Welten besser.

Fazit

Neben dem fehlenden GPS-Empfänger, dem langsamen Fokus im Live-View und dem etwas hohen Gewicht liefert Nikon mit der D750 eine wunderbare Vollformatkamera ab. Insbesondere die Bildqualität und der bessere Kompromiss aus D610 und D810 machen die D750 sehr attraktiv. Wobei Schwenkdisplay und WLAN in der Praxis nur bedingt Spaß machen. In Sachen Dynamik und Bildrauschen gibt es dafür kaum etwas besseres für den Preis auf dem DSLR-Markt.

Gerne möchte ich auch noch auf die Berichte von Gunther Wegner verweisen, der sich auch in mehreren Artikeln mit der D750 beschäftigt hat:

Was denkst du über die D750? Hat Nikon deine Wünsche erfüllt und erhört?

Wenn dir der Artikel "Nikon D750 im Test" gefallen hat und du mich und meine Unabhängigkeit etwas unterstützen möchtest, würde ich mich über deinen Kommentar freuen und wenn du eine Kamera, ein Objektiv oder auch ein beliebiges anderes Produkt bei Amazon kaufen möchtest, kannst du dies zum unveränderten Kaufpreis HIER* bestellen. Vielen Dank!

3 Gedanken zu „Nikon D750 im Test

  1. Pingback: Nikon D750 vs. Canon EOS 6D Vergleich, Rauschen und Dynamik | Fotoblog web-done.de

  2. Hi,
    danke für den spannenden Bericht. Trage mich auch mit dem Gedanken eine D750 zu kaufen. Komme aber bisher von Canon und da war die Nachbearbeitung mit Lightroom und Photoshop kein Problem. Nun lese ich verwundert in den verschiedenen Fo ren, dass Lighroom starke Probleme mit dem nef/raw-Format von Nikon haben soll Ich habe noch Lightroom 3.4.1 und damit lassen sich deine BIlder gar nicht öffnen.
    In welcher Lighroom-Version hast du die Bilder bearbeitet und wie einfach oder schwer geht das?
    Danke für die Antwort, Grüße KG

    • Ich benutze immer die aktuellste Lightroom-Version, derzeit Version 6. Das eine alte Lightroom-Version neuere RAW-Dateien nicht kennt ist von Adobe wohl so gewollt. Die wollen immer nur Kohle sehen 🙂

      Gruß
      Alex

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