Die Nikon 1 V3 ist eine kompakte Systemkamera und ist Nikon’s interessanteste DSLM-Kamera im Portfolio. In diesem Test werde ich ausführlich auf die Vor- und Nachteile der Nikon 1 V3 eingehen, insbesondere auf die Bedienung und die Bildqualität. Für etwa 750,- € bekommt man das kompakte V3-Gehäuse und ein 10–30mm Zoomobjektiv. Das ist weder besonders teuer noch besonders billig, wenn man die V3 mit anderen DSLM-Modellen anderer Hersteller vergleicht. Im Vergleich zum Vorgänger – der Nikon 1 V2 – hat die Nikon V3 mehr Megapixel, ein besseres Display und einen ansonsten nur leicht verbesserten Bildsensor bekommen.
Die technischen Daten lesen sich gut:
- 1 Zoll großer 18,2 Megapixel CMOS Bildsensor
- minimale Verschlusszeit 1/16.000 Sekunde
- 3 Zoll klappbares Touchscreen und WLAN
- gutes Objektivsortiment
- sehr guter optionaler Sucher
- gutes hochwertiges Gehäuse
Grundsätzlich lassen sich die zuvor genannten technischen Daten und Eigenschaften ganz gut lesen. In der Praxis gibt es aber durchaus einige Kritikpunkte, die ich nicht unter den Tisch kehren werde.
Inhalt
Die Haptik der Nikon 1 V3
Die Haptik und Bedienung der Nikon 1 V3 ist grundsätzlich sehr gut, wobei ich hier und da auch einige Dinge verändern würde. Das Gehäuse fühlt sich zunächst einmal sehr hochwertig an. Es ist zwar schwer, aber auch griffig. 11,1 x 6,5 x 3,3 cm sind schön kompakt, die 330 Gramm sind nicht gerade wenig, erleichtern aber auch das Handling mit einigen längeren Objektiven.
Grundsätzlich wirkt das Gehäuse aufgeräumt und hat nicht zu viele aber auch nicht zu wenige Bedienelemente. Auf der Vorderseite befindet sich nur der Knopf für die Objektiv-Arretierung und ein kleines Wahlrad, das sich ungewöhnlicher Weise vertikal drehen lässt. Zunächst fand ich das Wahlrad gut zu erreichen. Dann aber stellte sich heraus, dass das Objektiv im Weg ist und man nur kurze Strecken damit zurück legen kann. Gerade wenn man von Blende 1.2 auf Blende 16 wechseln will, muss man länger kurbeln. Deswegen sehe ich es eher negativ. Eine Alternative bietet hier der optionale Handgriff, dazu aber später mehr. Der große Auslöser auf der Oberseite ist gut zu erreichen und hat einen guten Druckpunkt. Er wird wird von einem Wippschalter umgeben, der für das Ein- und Ausschalten der V3 verantwortlich ist. Mir hätte es besser gefallen, wenn der Auslöser etwas kleiner wäre und das vordere Rändelrad den Auslöser umgeben hätte – wie bei der Olympus OM-D E-M10. Das kann aber auch Geschmackssache sein.
Ansonsten passen die weiteren Bedienelemente. Das Moduswahlrad lässt sich leicht drehen und ist im Gehäuse versenkt. Das hintere Rändelrad auf der Oberseite ist leichtgängig und gut erreichbar. Das Wahlrad des Steuerkreuzes gefällt mir auch, obwohl ich das Steuerkreuz als solches etwas zu klein finde. Sehr gut und durchdacht gefallen mir die 4 gut bedienbaren Knöpfe auf der linken Displayseite, die sich auch mit klappen lassen. Klappbar ist das Display nach unten und oben um etwas 90°. Das Display ist sehr scharf und die Touchfunktion ist benutzbar. Unter einer Klappe auf der rechten Gehäuseseite befindet sich das Fach für die Speicherkarte. Eine SD-Karte findet hier aber keinen Platz, es muss eine Micro-SD-Karte genutzt werden. Das kann ein Nachteil sein, aber bei den heutigen Speicherkartenpreisen ist es mir keine Diskussion wert.
Ausstattung der Nikon 1 V3
Eigentlich besitzt die Nikon 1 V3 in diesem Test grundsätzlich alles, was man an einer DSLM haben will. Das gute scharfe touchbare Display, WLAN, sehr schnelle Bildfolge von bis zu 60 RAW-Bilder pro Sekunde und 60 Bilder/ Sekunde 1080p Video. Die schnelle Bildfolge ist aber nur für bis zu 40 Bildern nutzbar, also nicht mal eine Sekunde.
Mit oder ohne Sucher
Was oft kritisiert wird, ist der optionale Sucher der V3. Das sehe ich etwas anders. Ich kritisiere nicht, dass der Sucher optional ist, sondern dass der Sucher etwa 280,- € zusätzlich kostet. Das ist zu teuer, obwohl der Sucher wirklich gut ist. Er hat aber auch einen riesigen Vorteil. Warum will man denn grundsätzlich eine DSLM nutzen? Klar, wegen der Größe. Und gerade ohne Sucher ist die Nikon 1 V3 wirklich sehr kompakt. Brauche ich den Sucher unterwegs nicht, kann ich einige Vorteile genießen.
Wenn man den Sucher nutzt, wird die V3 natürlich etwas größer, aber immer noch kompakt. Außerdem sieht der Sucher sehr gut im dazu passendem Schuh aus, der leider keine gewöhnlichen Blitze aufnimmt. Der Sucher befindet sich genau am richtigen Ort und wirkt richtig passend. Er besitzt über 2 Millionen Pixel und ist riesig. Wie Vollformat mit etwas Verzögerung und weniger Kontrast. Je nachdem was fotografiert werden soll, ist der Sucher eine sinnvolle Investition, insofern man ihn denn wirklich benötigt.
Handgriff
Weiter oben habe ich das vordere Wahlrad etwas kritisiert. Diese Kritik wird obsolet, wenn man den über 100,- € teueren Handgriff benutzt. Neben dem deutlich komfortableren Handling, lässt sich auch der Auslöser besser erreichen. Das zusätzliche Rändelrad ist gut und sinnvoll. Außerdem wird die vollständige Handhabung grundsätzlich geändert und man hat statt einer kompakten Kamera auf einmal eine Bridge-Kamera – zumindest vom feeling her.
Ob auch dieses Accessoire sein Geld wert ist, muss jeder für sich entscheiden. Ich finde diesen modularen Aufbau aber sehr gut. Man spart sich dadurch fast eine weitere Kamera. Zwischen der V3 ohne Zubehör mit Festbrennweite und der V3 mit Sucher und Handgriff mit 10–100mm Objektiv liegen Welten.
Ein anderer Nachteil ist auch ganz klar vorhanden: der Preis. Derzeit legt man für Sucher und Handgriff etwa 400,- € hin, das ist ordentlich Geld. Andererseits kann man unter Umständen auch eine ganze Kamera einsparen.
Objektive
Außerdem gibt es eine schöne Auswahl an guten Objektiven für die Nikon 1 V 3. Ich habe für meinen Test das 10–30mm, 10–100mm, 18,5mm 1.8 und das hervorragende 32mm 1.2 gehabt. Mehr Infos zu den Objektiven gibt es in einem kommenden Blogartikel.
Die Bildqualität der Nikon 1 V3
Der 1 Zoll große CMOS Bildsensor mit den 18MP macht zunächst einen guten und ausgewogenen Eindruck. Alle Bilder können als Jpeg und/ oder RAW gespeichert werden und wirken grundsätzlich ausgewogen.
Im Folgenden zunächst einige Bilder, die so unverändert aus der Nikon 1 V3 als Jpeg gefallen sind:
Leider war das Wetter in den letzten Wochen so mies, dass ich nur bei diesigem Wetter Fotos machen konnte. Das hat im rahmen des Nikon 1 V3 Test’s den Vorteil, dass ich sehr viele Bilder mit ISO 400 und mehr gemacht habe. Interessanterweise neigt die V3 eher dazu dunklere Szenen bei wenig Licht unterzubelichten, um wohl eine geringere ISO nutzen zu können. Das ist durchaus sinnvoll, denn der Dynamikumfang ist mit etwa 9 Blenden nicht besonders üppig. Aber gerade bei etwas niedrigeren ISO’s lassen sich dunklere Bildbereiche im RAW ganz gut wieder aufhellen.
Hier einige Beispiele als unverändertes RAW-Bild, bearbeitetes RAW und einem anschließendem Bildausschnitt.
Ansonsten ist die Bildqualität okay, aber man darf auch keine Wunder von dem 1 Zoll Bildsensor erwarten. Bei höheren ISO’s sollte nicht mehr so viel aufgehellt werden, sonst wird es hässlich. Der automatische Weißabgleich passt in der Regel ganz gut und die Belichtung ist bei Tageslicht ausgewogen.
Damit du dir selbst ein Bild von den RAW-Bildern machen kannst, habe ich dir einige Bilder hochgeladen, die du hier als ZIP-Datei herunterladen kannst:
Nikon 1 V3 RAW-Dateien Download
High-ISO-Fähigkeit der Nikon 1 V3
Die Nikon 1 V3 in diesem Test kann ISO 12.800, was man aber gar nicht haben will. Ansonsten rauscht die V3 eher mittelmäßig wenig. Insofern man die Bilder nicht stark aufhellt, sind auch höhere ISO’s sinnvoll nutzbar. Die folgenden Bilder wurden etwas aufgehellt und beschnitten, sodass man den Unterschied im Bildrauschen bei den höheren ISO’s besser erkennen kann. In der Praxis sieht man im originalen Bild – wenn es nicht beschnitten und aufgehellt ist – das Bildrauschen natürlich nicht so stark.
Im Folgenden gibt es nun das Ausgangsbild und dann die Crops in der genannten Reihenfolge: 160, 200, 400, 800, 1.600, 3.200, 6.400, 12.800
Bis ISO 800 ist das Rauschverhalten sehr gut. Ab ISO 1600 wird das Rauschen deutlicher. Ab ISO 3200 wird das Bildrauschen unschön und steigt deutlich an. Ich empfehle nicht mehr als ISO 3200 zu nutzen. Ab ISO 6400 wird das Rauschen Lila und es wird richtig grob. Für Schnappschüsse in Webauflösung könnte man es noch benutzen, insofern die Alternative kein Bild wäre. ISO 12800 macht in meinen Augen keinen Sinn und die Tiefen werden zu einem grauen Brei.
Der Autofokus der Nikon 1 V3
Bislang hat die Nikon 1 V3 durchaus gute Leistungen erbracht. Leider kommen wir nun zum größten Kritikpunkt, dem Autofokus. Zunächst muss ich aber meine Kritik etwas einschränken, denn bei guten Lichtverhältnissen funktioniert der Hybrid-Autofokus eigentlich ganz gut. Der Phasen- und Kontrast-AF ist mittelmäßig schnell und trifft meistens. Kleinere Motive werden selten richtig erfasst. Will man Makros mit dem Autofokus schießen, so muss ich regelmäßig zunächst meine Hand fokussieren, damit der AF sich auf nähere Motive konzentrieren kann. Zudem erkennt der AF kleinere Motive nur schlecht. Hier hat die Konkurrenz, insbesondere Olympus mit der OM-D E-M10 die Nase deutlich vorn. Trotzdem funktioniert der AF bei gutem Licht durchaus annehmbar.
Traurig wird es aber wenn das Licht abnimmt. In meinem Szenario, Dämmerung bei grauem Himmel, war es nur selten möglich richtig fokussierte Bilder zu machen. Dieses Problem ist aber auch von anderen Kameras dieser Klasse bekannt, ist aber deutlich als Nachteil zu benennen.
Fazit
Die Nikon 1 V3 in diesem Test ist eine sehr gute DSLM mit ein paar Schwächen. Wenn man eine hohe Dynamik benötigt und oft bei wenig Licht fotografiert ist die V3 wohl nicht das richtige Werkzeug. Wer hingegen oft bei guten Lichtverhältnissen viel unterwegs ist und es je nach Situation schätzt, ob er einen Sucher oder einen Handgriff benötigt, kann mit der V3 sehr zufrieden werden.
Wenn man ohnehin oft einen Sucher benutzt und die Größe nicht so extrem wichtig ist, kann man auch zu einer Olympus OM-D E-M10 greifen, die auch sehr viel Spaß macht.
Was denkst du über die Nikon 1 V3? Ein gutes Konzept oder eine hinfälliges „Zwischenprodukt“?
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Tolle Review, schön sachlich!
Danke!
…obwohl…nicht immer 😉
Vielen Dan für die Tolle Review.
Gerne 😉