Die Canon PowerShot G1 X Mark II in diesem Test brüstet sich mit dem 1,5 Zoll großen 12,8 MP Bildsensor und einem Objektiv, das bei Blende 2 beginnt. Das ganze Paket wird in einem mehr oder weniger kompaktem Gehäuse verkauft, zu einem Preis, der mit derzeit etwas 650,- € durchaus nicht teuer wirkt. Ein rundes Angebot könnte man meinen. Aber leider ist das Gehäuse mit etwa 560 Gramm alles andere als leicht. Eine kleine Canon EOS 100D wiegt etwa 600 Gramm, mit Objektiv. Daher sollte man die Bezeichnung „kompakt“ nur mäßig auf die Größe von 11,6 x 7,4 x 6,6 cm beziehen. Aber die G1X II hat auch einige Vorteile.
Ein kleiner technischer Überblick:
- 1,5 Zoll großer 12,8 Megapixel CMOS Bildsensor
- Objektiv mit 24–120mm Brennweite (KB-Äquivalent)
- Offenblende 2.0 – 3.9
- guter optischer Bildstabilisator
- klappbares Touchdisplay
- relativ Rauscharme Bilder
Im Vergleich zum Vorgänger Modell – der Canon G1 X (Mark I) – hat sich einiges getan. Mehr Akkulaufzeit, kein Sucher mehr, mehr Lichtstärke, etwas mehr Gewicht, mehr Brennweite und etwa 1 MP weniger Bildauflösung. Ob sich diese Veränderung gelohnt haben, werde ich versuchen zu analysieren.
Inhalt
Haptik der Canon PowerShot G1 X Mark 2
Sobald man die G1X 2 in die Hand nimmt, machen sich zunächst die 560 Gramm deutlich bemerkbar. Das liegt aber auch daran, dass das Gewicht gefühlt sehr zentral in der Canon verborgen ist. Ein wirklich schwerer Brocken. Trotzdem, oder gerade auch deswegen lässt sich die Kamera relativ gut und ruhig beim Fotografieren halten. Sie macht einen massiven und robusten Eindruck. Das Gehäuse hat ein sehr schönes mattes Finish und wirkt hochwertig. Die Kamera liegt durch den vorderen rechten Griff gut in der Hand, jedoch wirkt die hintere Daumenablage etwas zu kantig. Die beiden Objektivringe sind riesig und sind fast so hoch wie das Kameragehäuse. Der vordere Ring lässt sich frei drehen, der hintere hat deutlich merkbare Rasterungen. Meiner Meinung nach gehören solche Bedienelemente an große Objektive mit dazugehöriger DSLR, sie wollen mir an einer G1X II nicht so recht gefallen.
Der Auslöser hat einen relativ langen Hub und denn ein klicken, was mehr Druck benötigt. Irgendwie scheint das Verwacklungen zu fördern. Die weiteren Tasten und auch das Steuerkreuz mit Wahlrad auf der Rückseite machen hingegen wieder einen guten Eindruck. Das klappbare Display mit Touchfunktion hinterlässt ebenfalls positive Tendenzen. Zwar ist das Display nach unten nur um etwa 45° klappbar, dafür aber nach oben um 180°, sodass Selfies Spaß machen können – ohne Überraschungen.
Natürlich sind die gemachten Aussagen extrem subjektiv, aber beim Handling gibt es aus meiner Sicht noch einiges zu verbessern. Außerdem stellt man sich bei der G1 X Mk II schon die Frage, ob man nicht auch eine kleine DSLR oder DSLM nehmen sollte. Aber man darf auch nicht unterschiedliche Systeme vergleichen, denn die Canon ist noch immer eine Kompaktkamera mit fest verbautem Objektiv. Ich finde es trotzdem etwas schade, dass zumindest mir das Handling nicht gefallen will. Das machen andere Hersteller besser.
Wer noch etwa 270,- € ausgeben möchte, erhält dafür einen elektronischen Sucher der auf die G1X gesteckt werden kann. Der Sucher Canon 9555B001 EVF-DC1 soll ganz gut sein und hat eine sehr hohe Auflösung. Ich habe ihn aber nicht getestet und kann deshalb auch nicht mehr darüber sagen.
Bildqualität Canon PowerShot G1 X Mark II
Auf das WLAN und die Touchfunktion muss ich hier nicht eingehen. Dafür ist die Bildqualität der edlen Kompakten einfach zu wichtig. Deshalb soll es zunächst um den Bildsensor gehen und danach um das Objektiv.
Es ist genial, dass Canon bei vielen Kameras mit kleineren Bildsensoren dem Megapixelwahnsinn schon seit Jahren nicht mehr hinterherläuft. So hat die G1 X Mk 2 „nur“ 12,8 Megapixel, die aber in der Regel fast immer ausreichen. Viel wichtiger ist meiner Meinung nach die Bildqualität unterm Strich. Und hier darf man durchaus – werbewirksam 😉 – von einem DSLR-Niveau sprechen, aber mit Abstrichen. Der CMOS Bildsensor der Canon PowerShot ist 1,5 Zoll groß, was in etwa 18,7 x 14 mm (261mm²) entspricht. Ein APS-C Bildsensor ist etwa 25,1 x 16,7 mm (419mm²) groß. Unterm Strich existiert hier also noch ein signifikanter Unterschied, den man gerne durch Marketing wett machen möchte. So spricht selbst Chip.de von „…das entspricht annähernd APS-C-Größe…“, was so natürlich vollkommen falsch ist, insofern ich richtig gerechnet habe und nicht ich der Trottel bin 😉
Zunächst aber erstmal einige Jpeg Beispielbilder, die so aus der Canon PowerShot G1 X Mark II gefallen sind:
Natürlich sollte das Jpeg-Format nicht präferiert werden, aber es zeigt schon das die kleine Canon auch hier ganz gute Ergebnisse liefert. So richtig interessant werden aber erst RAW-Bilder, besonders wenn sie eine Bildbearbeitung widerfahren haben.
RAW-Daten der Canon PowerShot G1 X Mark 2
So langsam fängt die Canon dann doch an Spaß zu machen. Obwohl die G1X 2 nur etwa 9 Blenden an Dynamikumfang besitzen soll, so kann ich anhand der Testbilder eher positives von der Dynamik berichten. Insbesondere bei vermeintlich ausgebrannten Bildern scheint noch ein wenig Reserve in der RAW-Datei zu stecken. Auch die Schatten lassen sich ganz gut aufhellen, auch wenn es hier schon etwas anfängt zu rauschen. Gerade die Rekonstruktion der Farben in den abgesoffenen und aufgehellten Bildteilen gelingen sehr gut. So kann eine dunkelgraue bis fast schwarze Wiese wieder in einem saftigen Grün stehen.
Von den sonst eher durchschnittlichen Daten des Bildsensors der G1 X Mark 2 merke ich in der Praxis nicht viel. Im Gegenteil. Die „quick and dirty“ bearbeiteten Bilder gefallen mir sogar außerordentlich gut, zumindest in der reinen Bildqualität.
Hier einige Beispielbilder der unbearbeiteten RAW-Datei, dann das bearbeitete Bild und ein Crop von der Bearbeitung:
Wie immer habe ich ein Paket mit einigen RAW-Bildern geschnürt, die du dir hier kostenlos herunterladen kannst:
Canon PowerShot G1 X Mark II RAW-Dateien Download
High-ISO-Bildrauschen
Ein weiteres wichtiges Kriterium ist natürlich das Bildrauschen bei höheren ISO’s. Das die G1 X II nicht ganz mit modernen DSLR-Kameras mithalten kann, zeigt das „nur“ maximal ISO 12.800 möglich ist. Viel wichtiger ist in der Praxis aber, welche maximale ISO-Empfindlichkeit noch wirklich nutzbar ist. Die folgenden Bilder wurden etwas aufgehellt und beschnitten, sodass man den Unterschied im Bildrauschen bei den höheren ISO’s besser erkennen kann. In der Praxis sieht man im originalen Bild – wenn es nicht beschnitten und aufgehellt ist – das Bildrauschen natürlich nicht so stark.
Im Folgenden gibt es nun das Ausgangsbild und dann die Crops in der genannten Reihenfolge: 100, 200, 400, 800, 1.600, 3.200, 6.400, 12.800
Schon ab ISO 800 kann man ein leicht erhöhtes Bildrauschen wahrnehmen. Der Unterschied zu ISO 1600 ist besonders groß, nur in den Tiefen wird das Rauschen etwas gröber. Bei ISO 3200 wird das Rauschen deutlicher und gröber, aber es gehen kaum Details verloren. Je nach Situation kann man also ISO 3200 noch gut nutzen. Ab ISO 6400 wird es aber schon sehr deutlich und sollte den Umständen nach nicht mehr benutzt werden. Trotzdem gibt es auch noch bei ISO 6400 verhältnismäßig viele Details in den helleren Bildbereichen zu sehen, was helle Motive bei ISO 6400 nicht zwingend ausschließt. Bei ISO 12800 fängt aber das hässliche Farbrauschen an, wobei auch das Grundrauschen unerträglich wird. Daher würde ich ISO 12800 nie benutzen.
Das Objektiv der Canon PowerShot G1 X Mark 2
Das Objektiv der Canon G1X Mark 2 ist nicht auswechselbar und fest verbaut. Deshalb ist es mindestens so wichtig wie der Bildsensor, da es immer das Bildergebnis beeinflussen wird. 12,5–62,5mm Brennweite, mit anderen Worten und dem Kleinbildformat entsprechend 24–120mm sind in der Praxis sehr sinnvoll. Ganz wichtig, ein schöner Weitwinkel bei 24mm F2.0 und auch 120mm bei einer maximalen Blende von 3.9 sind möglich. Damit lassen sich gerade nähere Motive schon ganz gut freistellen. Ein grenzenloses Spiel mit der Schärfentiefe ist aber ganz klar aufgrund des nur mittelgroßen Bildsensors nicht möglich.
Grundsätzlich bildet das Objektiv sehr gut ab. Es hat aber auch deutliche Schwächen in den Ecken bei Offenblende, welche besonders im Weitwinkel und am oberen Ende auffallen. Blendet man das Objektiv ein wenig ab und nutzt nicht den vollen Brennweitenbereich, erhält man etwas mehr Schärfe in den Ecken und die Vignettierung nimmt deutlich ab.
Etwas begeistert bin ich von der sonstigen Bildschärfe der Canon G1X II die sich durchaus sehen lassen kann, insofern man natürlich die Preisklasse der PowerShot berücksichtigt. Im Folgenden habe ich zwei Bilder in voller und im Beschnitt hochgeladen:
In meinen Augen sind das durchaus sehr brauchbare Ergebnisse. Aufgrund der Brennweite ist wohl besonders bei Landschafts- und Städtetouren für ausreichend Qualität gesorgt, insofern man mit leichtem Gepäck unterwegs sein will.
Autofokus
Der Autofokus der Canon ist okay und ausreichend schnell. Auch bei wenig Licht trifft sie noch oft ins „Schwarze“ und ist dabei noch schnell genug. Jedoch ist es sehr schwer bis unmöglich kleinere Motive zu fokussieren. Konzentriert man sich auf eine Blüte die scharf sein soll, so kann das schon mal einige Zeit dauern. Der Hintergrund ist stets interessanter. Beschäftigt man sich etwas länger mit einem kleinen Motiv, so kann der manuelle Fokus eine Empfehlung wert sein. Den 5cm Makroabstand gibt es nur bei 24mm und der AF macht – wie gesagt – nur bei etwas größeren Motiven Sinn.
Weitere Ausstattung der Canon PowerShot G1X Mk II
WLAN und NFC in Verbindung mit einer App gibt es natürlich wie immer auch. 1/4000 Sekunde kann die Canon minimal belichten, maximal sogar 60 Sekunden. Mit einer gefühlten Ewigkeit zwischen zwei separat fokussierten Bilder ist die G1X etwas träge. Ansonsten schafft sie etwa 5 Jpegs aber nur 1 RAW in der Sekunde. Natürlich kann sie auch 1080p Videos mit 30 Bildern/ Sekunde, gutem Autofokus und ausgezeichnetem sanftem elektronischem Zoom.
Fazit
Die Canon PowerShot G1 X Mark 2 ist eine interessante Kamera mit einigen Schwächen. Neben der Bedienung die mir irgendwie nicht so recht gefallen will – was aber auch sehr subjektiv ist – bietet sie aber zu einem fairen Preis ein gute Leistung. Sportevents und spielende Kinder mag die kompakte Canon gar nicht. Alles was sich nicht so schnell bewegt und nicht zu klein ist schon. Landschaft, Architektur und auch Personen (die nicht rennen) kann man mit der PowerShot gut bis sehr gut abbilden. Wer meistens nicht mehr als 24–120mm benötigt, mit leichtem Gepäck unterwegs sein will ohne Objektive wechseln zu müssen und eine gute Bildqualität unter 700,- € haben will, ist bei der G1 X in der zweiten Generation gut aufgehoben.
Etwas kleiner geht es auch mit einer Canon G7X oder einer Sony RX100. Wer etwas mehr Geld ausgeben will und dafür auch Wechselobjektive nutzt und nur dem Gewicht einer DSLR trotzen will, sollte sich auch die Olympus OM-D E-M10 und die Nikon 1 V3 anschauen.
Was hältst du von dem Konzept der großen Kompaktkamera von Canon?
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Also eigentlich stand ich schon des Öfteren vor der Entscheidung neben den „großen“ Kameras mal eine kleine für unterwegs anzuschaffen. Auf Grund der doch nicht unerheblichen Kompromisse habe ich mich dann doch immer wieder aufs Schleppen eingelassen und nicht zugegriffen. Eigentlich ist dein Bericht wieder eine Bestätigung für mich. LG
Das ist wirklich sehr unterschiedlich zu bewerten. Ich war vor ein paar Monaten in den Alpen und in der Toskana unterwegs, da war eine große DSLR und L Objektive schon grenzwertig. Natürlich, perfekte Bilder hat die große Ausrüstung gemacht, aber das Schleppen war schon nicht ganz ohne 😉
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Ich bin durch Zufall an eine G1X II gekommen: Der Verschluss meiner G12 war kaputtgegangen und ich hatte sie zur Repa eingeschickt. Statt einer reparierten G12 kam eine fast brandneue G1X zurück – mit Anschreiben. Wahrscheinlich war was beim Reparieren danebengegangen. Ich fand diesen Ersatz großzügig.
Ich weiß aber noch nicht, ob ich sie behalte. Die Abbildungsleistung ist zwar deutlich besser, sie ist zweifellos bis ISO 1600 gut zu gebrauchen. Fürs Hobby gefällt sie mir gut, taugt sogar als „stille“ Kamera in der Theater- und Konzertfotografie.
Allerdings fehlt mit der Klapp-Schwenk-Monitor – den setze ich oft für technische Dokus in meinem Job als Schadensgutachter ein. Und für „gute“ Fotos habe ich eh noch eine 6D und eine 5D Mk I. Und – ach ja – ich vermisse den Sucher. Auch wenn ich drei Viertel der Fotos unter LCD -Kontrolle mache – in heller Sonne braucht die G1XMII dann den teuren Zubehörsucher.
Das klingt nach Jammern auf hohem Niveau. Aber ich hab damit gemerkt, dass die „bessere“ Kamera nicht unbedingt die ist, die mir voll und ganz zupass kommt.